„Wollen die Vereine bei der Umstellung auf neue Spielformen im Kinderfußball intensiv begleiten“

Ende März beim Jugend-Verbandstag wiedergewählt, steht Jens Bendixen-Stach vier weitere Jahre an der Spitze des Verbands-Jugendausschusses. Auch ihn haben wir gefragt, welche Themen jetzt ganz oben auf seiner Agenda stehen, und welche Herausforderungen es jetzt vor allem im Jugendfußball gibt. 

HFV: Hallo Jens! Am 23. März 2021 wurdest du beim digitalen Jugend-Verbandstag wiedergewählt. Was sind jetzt die Schwerpunkte im Jugendbereich, die du setzen möchtest?

Jens Bendixen-Stach: Zunächst werden die gewählten Ausschussvorsitzenden beim Verbandstag am 4. Juni erst noch bestätigt. Aber davon ausgehend, dass ich dort bestätigt werde, gibt es aktuell natürlich das Problem der neuen Meldezahlen für die kommende Saison. Bis Mai fragen wir die Zahlen im Kinder- und Jugendspielbetrieb für die neue Saison bei den Vereinen ab. Dann hoffen wir natürlich, dass die Inzidenzzahlen nach den Sommerferien so sind, dass wir wieder normal mit dem Trainings- und Spielbetrieb beginnen können, und dass wir die neue Saison starten können. Das wird, denke ich mal, ein bisschen holprig und hängt von den Umständen ab. Für die verschiedenen Szenarien haben wir auch einen Stufenplan für die neue Saison entwickelt und kommuniziert.
Der zweite Schwerpunkt sind die sogenannten „neuen Spielformen im Kinderfußball“ im E- bis G-Bereich. Dafür ist uns die Jugend-Saisoneröffnung am 2. August sehr wichtig, die wollen wir unbedingt in Präsenz durchführen. Denn dort sollen auch diese neuen Spielformen im Fokus stehen. Diese Umstellung intensiv zu begleiten und zu unterstützen haben wir uns für die neue Saison groß auf die Fahne geschrieben.

HFV: Gibt es schon Zahlen für die Meldungen der Jugendmannschaften? Ist hier eine Tendenz zu beobachten?

Jens Bendixen-Stach:
Im Schnitt, hört man, sollen es mehr oder weniger zehn Prozent Mitgliederschwund in den Sportvereinen sein. Ich gehe aber davon aus, dass wir im Fußball davon größtenteils verschont bleiben. Gerade mit den neuen Spielformen für die Kleinen hoffen wir, dass der Zulauf größer wird, und dass Kinder und Jugendliche dem Fußball länger erhalten bleiben. Denn die neuen Spielformen sind auch von der Spielphilosophie ganz anders angelegt. Wir wollen ein Spielangebot machen, bei dem sie nicht spezialisiert ausgebildet werden, sondern in der Breite.

HFV: Siehst du diese neue Spielformen vor allem als Chance oder auch als Gefahr, Mannschaften oder Vereine vor den Kopf zu stoßen, indem zu diesem Zeitpunkt ein ganz neues Spielkonzept in der Jugend etabliert wird?


Jens Bendixen-Stach:
Wir versuchen die Vereine als Verbands-Jugendausschuss immer mitzunehmen und zu informieren. Da gab es bereits Regionalkonferenzen – momentan natürlich als Videokonferenzen. Das wurde stark in Anspruch genommen. Bis zum Sommer sind auch noch weitere Regionalkonferenzen zu diesem Thema geplant. Wir wollen damit den Vereinen auch die Chance eröffnen, dass sie weiterhin großen Zulauf im Kinder- und Jugendbereich bekommen. Ich glaube, dass die neuen Spielformen vor allem die Chance bieten, noch mehr Kinder anzusprechen.
HFV: Gibt es denn generell ein Nachwuchsproblem im Jugendfußball?

Jens Bendixen-Stach:
Man hat natürliche Schwankungen, was die Drop-Out-Rate angeht. Das betrifft vor allem die C-, B- und die A-Junioren. Aber insgesamt sind wir, was die Mannschaftszahlen in Hamburg angeht, sehr gut aufgestellt mit circa 2.000 gemeldeten Mannschaften im Jugendbereich. Vom großen Einbruch nach unten sind wir bisher verschont geblieben, auch weil es attraktive Angebote gab. Bisher wurde mit der sogenannten Fairplay-Liga gespielt, vor allem in der F- und G-Junioren. Hier gibt es keinen Schiedsrichter, die Trainer sind Assistenten und die Eltern haben abseits des Spielfelds eine „Fan- und Klatschzone“, damit sich die Kinder ohne Druck von außen entwickeln können. Das wird jetzt abgelöst von den neuen Spielformen, bei denen die Mannschaftsstärke und andere Parameter je nach Jugend neu variieren. Der Fokus liegt klar auf der Spielfreude.

HFV: Das letzte Jahr war maßgeblich durch COVID-19 bestimmt, auch jetzt ist noch kein Ende der Pandemie in Sicht. Wie hat sich das bisher auf den Jugendbereich ausgewirkt?

Jens Bendixen-Stach: Das letzte Jahr ist ein verlorenes Jahr für den Fußball. Das betraf schon die Rückrunde der letzten Saison mit einem Saisonabbruch, und dasselbe ist uns auch diese Saison widerfahren. Es gab lange Zeit im Jugendbereich nur die Möglichkeit, individuell zu trainieren. Und das ist sehr schwierig, denn Fußball ist ein Teamsport. Der Kontakt und die Kommunikation fehlte auch im Jugendbereich sehr. Hier haben digitale Angebote und Online-Trainings der Vereine Vieles ermöglicht, aber letztlich ist der direkte Kontakt nicht zu ersetzen. Dann hatten Kinder die Chance, in Kleingruppen zu trainieren – immerhin. Und die seit März geltenden Lockerungen für das Kindertraining mit aktuell immer noch bis zu zehn Kindern pro Gruppe helfen natürlich sehr. Gerade den Kindern tut dieser Kontakt gut. Auch die Vereine sind hier sehr flexibel und bekommen das gut hin.
Aber auch innerhalb des Verbandes klappt die Zusammenarbeit sehr gut, was vor allem im letzten Jahr sehr geholfen hat: Im Verbands-Jugendausschuss sind wir seit vielen Jahren in gleicher Besetzung und haben eine gewisse Kontinuität, achten dabei aber auch auf einen stetigen Verjüngungsprozess. Da haben wir eine gute Aufteilung und jeder seine Verantwortlichkeiten, mit denen ein gewisser Gestaltungsspielraum einhergeht. Das ist ein tolles Team! Dabei werden wir vom Hauptamt sehr gut unterstützt – insbesondere durch Heiko Arlt, der den Jugend-Spielbetrieb im HFV leitet, und mit dem ich schon viele Jahre sehr vertrauensvoll zusammenarbeite.
HFV: Vielen Dank für das Gespräch! 
Das Interview führte Jana Münnig.
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