Bis zur letzten Saison kickte Amira Dahl erfolgreich für den HSV. Vorher war die Jugendspielerin als Spielerin auch aktiv bei Barmbek-Uhlenhorst (2013 – 2017), SC Sperber (2017 – 2019), TSV Sasel (2019 – 2020), Niendorfer TSV (2020 – 2021) und ETV (2021 – 2022). Seit Beginn dieser Serie gehört sie zum Aufgebot der Bundesligamannschaft vom SV Werder Bremen. Aus terminlichen Gründen konnte die 17-jährige beim Jahresempfang des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) am 08.09.2023 nicht dabei sein. Ihre Mutter nahm die Ehrung entgegen und für den HFV gab sie in einem Interview Einblick in ihre bisherige Laufbahn.
HFV: Wer war Deine erste*r Trainer*in bzw. wie bist Du zum Fußball gekommen?
Amira Dahl: Ich bin zum Fußball durch meinen besten Freund im Kindergarten gekommen. Wir haben immer gemeinsam mit den anderen in der Pause gespielt und er hat dann angefangen im Verein zu spielen. Ich wollte dann auch im Verein spielen, habe nach Mädchenfußball in Hamburg geschaut und habe es meiner Mama erzählt. Sie hat es aber nicht ernst genommen, da ich auch ein sprunghaftes Kind war und sie da noch nicht wissen konnte, dass ich es beim Fußball immer ernst meine. Die Mutter des besten Freundes hat mich dann einfach in das Training ihres Sohnes mitgenommen. Nach einigen Trainingseinheiten hat der Verein dann gemeint, dass ich mich nun anmelden müsste, und dann bin ich auch bei dem Verein geblieben.
Mein erster Trainer in der F-Jugend bei BU war Andres Vandrey. Ein weiterer Trainer, der mich auch positiv geprägt hat, war Volkmar Heiduck.
Was hast Du für Dich in den zurückliegenden Jahren gelernt?
Dass der Spaß am Spiel wichtig ist. Egal wo man ist, ob beim DFB, der HFV-Auswahl oder beim Verein – egal auf welchem Niveau man spielt, es ist derselbe Sport, den man spielt und liebt. Deshalb muss man auch nicht aufgeregt sein, weil es ja dasselbe Spiel ist.
Und ich habe gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Auf seinem Weg kann es immer sein, dass man Trainer hat, die einen nicht wirklich wertschätzen oder nicht unterstützen. Aber es ist wichtig zu wissen, dass es nur eine Person auf dem Weg ist, und man soll es nicht so ernst nehmen und sein Ziel weiterhin verfolgen. Man darf nicht aufgeben und einschätzen können, auf welche Aussage man mehr Wert legen sollte und auf welche lieber weniger.
Welche Bedeutung hatte die HFV-Auswahl an deiner Entwicklung?
Es hat mit der U12 begonnen und da war das Training das Highlight der Woche. Man ist woanders hingefahren, meine Mutter hat mich extra dafür hingefahren und ich habe 2 Stunden vorher bereits meine Tasche gepackt und war sehr nervös. Es war einfach was sehr Besonderes. Durch die Auswahl hat man auch deutschlandweit andere Fußballerinnen kennen gelernt und coole Erfahrungen gesammelt. Es war auch schön mit Mädchen ins Spielen zu kommen, da ich sonst immer bei Jungs gespielt habe. Jedes Training hat geholfen sich weiterzuentwickeln.
Welchen Tipp hast Du für Nachwuchsspielerinnen welche Techniken im Top-Segment von Bedeutung sein werden?
Das Ballgefühl ist das Wichtigste. Und ansonsten ist es wichtig, sich nicht von Trainer*innen runter machen zu lassen und weiter an sich zu glauben.
Was ist deine persönliche Stärke im Spiel?
Technik, Ballgefühl und Tempo.
Wie wichtig ist Dir Teamgeist?
Sehr wichtig. Am Ende spielt man nicht allein, sondern zusammen. Jede Spielerin hat individuelle wertvolle Stärken und können gut mit dem Ball umgehen. Allerdings reicht das nicht aus, denn man muss gemeinsam als Team funktionieren.
Was war für Deinen sportlichen Werdegang der entscheidende Impuls?
Insgesamt die Liebe zum Fußball. Aber mich hat auch eine schwierige Zeit bei einem Verein sehr geprägt. Ich habe glücklicherweise eine Person kennen gelernt, die mir geholfen hat, noch besser zu werden und an meinem Traum dranzubleiben. Ich habe neben der Trainingszeit an mir, meiner Technik und an meiner Athletik gearbeitet. Ich bin aus dieser Phase dann gestärkt hinausgegangen.
Vor was sollten sich talentierte Spielerinnen am meisten abschotten/schützen um Erfolg zu haben?
Nicht von außen ablenken lassen. Am besten Freunde suchen, die dasselbe Ziel verfolgen.
Wie können sich Spielerinnen am meisten vor Verletzungen schützen?
Wenn man gut mit seinem Körper umgeht. Krafttraining und auch Regenerationstraining durchführen. Besonders wichtig ist es aber auf seinen Körper zu hören und nicht mit Schmerzen weiter zu trainieren/spielen.
Was hast Du am Umgang mit Dir von Seiten der Trainer*innen am meisten schätzen gelernt?
Wenn Trainer viel und ehrlich mit einem sprechen. Und nicht nur auf einer Trainerebene, sondern vor allem die menschliche Ebene ist wichtig.
Was wäre noch wichtig für die Vereine und den Verband, um bessere Bedingungen für talentierte Spielerinnen zu schaffen?
Für Vereine: materielle Unterstützung und eine Hilfe bei der Integration von Schule, Alltag und dem Sport. Es hilft schon, wenn man vieles vor Ort hat, sonst stresst es enorm, wenn man direkt von der Schule kommt. Zum Beispiel Räume/Kabinen anbieten, in denen die Spielerinnen sich aufhalten können, um noch was zu essen oder Hausaufgaben zu machen.
Verband: frühere Trainingszeiten wären schön. Ich hatte meistens sehr spät Training.
Wie wichtig schätzt du deine Erfahrungen als Spielerin im Juniorenbereich ein?
Jungs waren schneller und robuster. Deshalb bin ich auch richtig gut am Ball geworden. Ich musste meine Bewegungen anpassen und schneller werden. Das war/ist der Grundbaustein meines Spiels.
Mit welchen Stärken wird eine talentierte Spielerin heute U-Nationalspielerin?
Es geht um mehr als nur die Fußballtechnik. Ein gutes Tempo, ein starker Abschluss und viel Ehrgeiz sind wichtig.
Danke und alles Gute für die Zukunft wünscht der HFV!
