Was machen eigentlich die Schiedsrichter*innen im HFV, wie sind sie organisiert und wie ticken sie? Wir bringen Licht ins Dunkel und stellen nach und nach unsere acht Bezirks-Schiedsrichterausschüsse (BSA) vor. Heute an der Reihe: der südlichste Bezirk des HFV, der BSA Harburg. Wir sprechen mit Obmann André Heinrich über die Besonderheiten seines Bezirks, WhatsApp-Gruppen und legendäre Feiern.
„Im BSA Harburg haben wir bereits unter dem alten Vorstand beschlossen, die Aufgaben, die grundsätzlich und erfahrungsgemäß ja eher mehr, statt weniger werden, auf mehr Schultern zu verteilen, als es unter offiziell vier gewählten Vorstandsmitgliedern möglich ist. So konnten wir auch in diesem Jahr erfolgreich ein Team aus offiziell vier Gewählten und zwei Unterstützern aufstellen“, erzählt André Heinrich.

Dass man im Bezirk Harburg eine bunte Mischung aus Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen aus verschiedenen Altersgruppen, Kulturen, Interessen und Talenten habe, berichtet der BSA stolz: „Ob weiblich oder männlich, egal, welche Nationalität – bei uns ist alles dabei. Genau das macht die Aufgabe aber auch so spannend und interessant, weil wir hier natürlich versuchen wollen, so viele individuelle Anforderungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen, wie es nur geht“, so Heinrich. Eine der größten Herausforderungen sei es, dabei auf die Interessen der „kleineren“ Vereine genauso einzugehen, wie auf Vereine, die viele Schiedsrichter*innen stellen. Insgesamt 33 Vereine gehören aktuell zum BSA Harburg.
Elementarer Bestandteil der Arbeit im Bezirk ist die Lehrarbeit. Mit Dennis Zwalinna kümmert sich ein erfahrener Schiedsrichter mit Erfahrungen aus anderen Landesverbänden, zum Beispiel seiner Zeit als aktiver Schiedsrichter in Lübeck, um die Lehre. „Dies hilft uns, gerade in Zeiten von Corona und damit den leider weiterhin notwendigen, digitalen Veranstaltungen viel Abwechslung in die Themen des Lehrwesens einzubringen“, erzählt Heinrich. Unterstützt wird Zwalinna von Lasse Holst, der als aktueller Schiedsrichter der Regionalliga Nord und A-Junioren Bundesliga noch andere Erfahrungswerte auf NFV- und DFB-Ebene einbringen kann.
Die Ansetzungen übernimmt André Heinrich zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Obmann. Indem er in den vergangenen Jahren den bisherigen Ansetzer Murat Yilmaz (FC Türkiye) unterstützt hat, konnte er bereits erste Erfahrungen sammeln. „Murat gilt auch weiterhin der Dank für die geleistete Arbeit, genauso wie seinen ehemaligen Vorstandsmitgliedern, Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB), Marcel Schwarz (FSV Harburg-Rönneburg) und Joscha Tetzlaff (Viktoria Harburg)“, betont André Heinrich.
Rund 250 Spiele werden pro Monat während einer „normalen“ Saison im BSA Harburg mit Schiedsrichterinnen, Schiedsrichtern und Schiedsrichterassistent*innen besetzt. Über die tatkräftige Unterstützung der Vereinsobleute freut man sich im BSA Harburg sehr, wenn es um die Besetzung von Jugendspielen geht. Wie in den anderen Bezirken kommen auch in Harburg regelmäßig diverse Umbesetzungen aufgrund spontaner Absagen von Schiedsrichter*innen hinzu.

Verantwortlich für den Bereich der Schiedsrichterbeobachtungen ist Lasse Holst. Dabei soll individuell auf die Beobachtungsergebnisse und -fortschritte der einzelnen Schiedsrichter*innen eingegangen werden. „Wir wollen den Beobachtungsbereich weiter ausbauen, um noch mehr Schiedsrichter*innen von den Vorteilen, die eine Beobachtung mit sich bringt, profitieren lassen zu können“, erklärt Heinrich.

Wie in anderen Bezirken macht der geringe Frauenanteil auch dem BSA Harburg Sorgen. Dabei möchte man den potenziellen weiblichen Nachwuchs unbedingt ermutigen: „Wir freuen uns über jede einzelne Schiedsrichterin, die sich unserem Bezirk anschließen möchte, und über jede Anwärterin, die wir auf einem unserer zukünftigen Anwärterlehrgänge begrüßen dürfen“, appelliert Heinrich. Dabei verweist er als besonders positives Beispiel auf den zum Harburger Bezirk gehörenden 1. FFC Wilhelmsburg, der ausschließlich im Frauen- und Mädchen-Bereich am Spielbetrieb teilnimmt.
Als Schiedsrichterassistent in der 1. Bundesliga stellt Sascha Thielert sein Talent seit vielen Jahren auf DFB-Ebene erfolgreich unter Beweis. „Wenn ich an bekannte Gesichter im BSA Harburg denke, fällt mir in erster Linie und aufgrund aller Aktualität selbstredend Sascha Thielert vom TSV Buchholz 08 ein“, überlegt Heinrich. „Völlig unverhofft und durch einen glücklichen Zufall“, erinnert er sich, hatte dieser am 11.12.2019 sogar einen Auftritt auf der ganz großen Fußballbühne beim Champions-League-Spiel zwischen den FC Brügge und Real Madrid (1:3).

Thielert und Yilmaz: Zwei bekannte Gesichter unter vielen ambitionierten und engagierten Schiedsrichter*innen. Angefangen bei den ehemaligen Regionalligaschiedsrichter*innen, aktuellen Regionalligaschiedsrichtern oder früheren Assistenten auf DFB-Ebene. „Und dennoch haben sie alle etwas gemeinsam“, so Heinrich. „Sie alle engagieren sich trotz ihrer Zugehörigkeit in nationalen Verbänden weiterhin aktiv im BSA Harburg, wofür wir stets dankbar sind“.
Regelmäßig in der A-Junioren Bundesliga, der höchsten Spielklasse im Juniorenbereich, unterwegs ist Lasse Holst. Seit der Saison 2020/21 pfeift er auch in der Regionalliga Nord. Auch Furkan Vardar von Rot-Weiß Wilhelmsburg ist in der Junioren-Bundesliga unterwegs, allerdings bei den B-Junioren. Als Assistent begleitet er Lasse Holst bei seinen Spielen in der Regionalliga.
Ein Testspiel der besonderen Art fand für Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) am 26.01.2008 beim Fanfest des Hamburger SV in der damaligen HSH Nordbank Arena (heutiges Volksparkstadion) statt, erinnert sich der Obmann: „Bei der Partie zwischen dem damaligen Bundesligisten HSV und dem SC Egenbüttel (damals Landesliga) konnten sich in der von Huub Stevens trainierten HSV-Mannschaft unter anderem Rafael van der Vaart, Änis Ben-Hatira, David Jarolim und Ivica Olic unter den Torschützen einreihen. Auch diese Herausforderung stellte Johannes – wie heute noch die Partien der Oberliga Hamburg – dank seiner Souveränität und Erfahrung vor keine größeren Herausforderungen“.

Ob alter Hase oder junges Talent: Für alle Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen bietet der BSA außerdem ein wöchentliches Training an – eigentlich, denn wegen Corona war dies bis zuletzt ausgesetzt. Anlaufpunkt unter „normalen“ Bedingungen ist dann die Sporthalle Kerschensteinerstraße (im Sommer) oder der Turnhalle im Hans-Dewitz-Ring (im Winter) im Bezirk Harburg. Für die warmen Sommermonate werde außerdem geplant, das Training nach draußen auf einen der Sportplätze im Bezirk Harburg zu verlegen.
Geleitet wird das Training von Marvin Repke zusammen mit Sören Wilhelm. „Beide sind für ihr junges Alter sehr engagierte Schiedsrichter, was sich auch in ihrer aktuell unterstützenden Tätigkeit im Bezirk widerspiegelt“, freut sich Heinrich. Das Training solle zukünftig auch dafür genutzt werden, gezielt einzelne Bereiche der Schiedsrichterei zu vertiefen wie das Auftreten und Verhalten eines Schiedsrichterassistenten bei verschiedenen Spielsituationen, erklärt Heinrich.
Apropos Spaß: Vor zwei Jahren feierte der BSA Harburg sein 100-jähriges Jubiläum mit seinen Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen und vielen Gästen aus dem Hamburger Schiedsrichterbereich. „Das war ein hervorragendes Fest im Landhaus Jägerhof“, erinnert sich Heinrich. Vor allem einem mag der Abend in guter Erinnerung geblieben sein: Manfred von Soosten (FSV Harburg-Rönneburg). „Wir nahmen die Veranstaltung als Anlass, um einen unserer größten Schiedsrichter im Bezirk, Manfred „Manni“ von Soosten in die Riege unserer Ehrenschiedsrichter aufzunehmen“, erzählt Heinrich. „Zusammen mit Günther „Paule“ Falk (Bostelbeker SV), Jürgen Borbet (SV Grün-Weiss Harburg) und Erhard Titze (FSV Harburg-Rönneburg)“.