Ben Henry Uhrig (Hamburger Fußball-Verband), Lennart Kernchen (Niedersächsischer Fußballverband), Lutz Meyersieck (Fußball-Verband Mittelrhein) und Paula Mayer (Saarländischer Fußballverband) sind Deutschlands beste Nachwuchs-Schiedsrichter und Nachwuchs-Schiedsrichterin. DFB-Präsident Bernd Neuendorf und der dreifache Weltschiedsrichter Dr. Markus Merk zeichneten die jungen Talente am Dienstag auf dem DFB-Campus aus. Die Auszeichnung Nachwuchs-Schiedsrichter*in des Jahres wurde zum zweiten Mal durch die Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung verliehen.
„Wir zeichnen heute vorbildliche und tolle junge Menschen aus“, betont Dr. Markus Merk zu Beginn der Ehrungszeremonie auf dem DFB-Campus in Frankfurt, der die Laudatio für den ersten Preisträger Ben Henry Uhrig in diesem Jahr auch persönlich übernahm. Er schilderte unter anderem, wie er den Preisträger vor ein paar Monaten kennenlernte. Das Finale um die Deutsche Meisterschaft am 23. April zwischen der U 19 des 1. FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund, in dem das Juniorenteam der Mainzer mit 4:2 nach Verlängerung vor knapp 16.000 Zuschauern in der Mainzer Bundesligaarena siegte, war ein einziges Spektakel. Merk berichtete den Gästen der Ehrung: „Ich hatte Ben Henry Uhrig vorher gar nicht gekannt. Seine Spielleitung an diesem Tag war außergewöhnlich und mutig, ohne übertriebene Gestik traf er ganz klare Entscheidungen. Mit seiner natürlichen Begabung hat er die Leute alle auf seine Seite gebracht. Seine Schiedsrichterleistung an diesem Tag war ein Statement und sein Engagement außerhalb des Spielfeldes ist mehr als bemerkenswert“, so Merk, der gemeinsam mit seiner Frau Sabine im August 2021 eine Treuhandstiftung unter dem Dach der DFB-Stiftung Sepp Herberger eingerichtet hat. „Ich bin sehr bewegt, diese Würdigung bedeutet mir sehr viel“, sagte der 23-jährige Uhrig, als ihm Markus Merk anschließend den Preis überreichte.
Der 2. Preis bei den männlichen Talenten ging an Lennart Kernchen (Niedersächsischer Fußballverband). Dr. Felix Brych, selbst zweifacher Weltschiedsrichter, übernahm persönlich die Laudatio. Mit großer Wertschätzung würdigte er die Talente und attestierte dem Nachwuchsschiedsrichter aus Hannover aufgrund seiner bereits bemerkenswerten sportlichen und persönlichen Leistungen alle Voraussetzungen für eine hoffnungsvolle Zukunft.
Lutz Meyersieck (Fußball-Verband Mittelrhein), der die Schiedsrichtertätigkeit selbst als „Schule des Lebens“ bezeichnet, ist der dritte und jüngste Preisträger. Der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann würdigte neben der Leistung des aufstrebenden Talentes auch besonders sein persönliches Engagement und die großartige Leistung, die in vielen Vereinen und stellvertretend für viele Kreise, in seinem Heimatkreis Heinsberg im Schiedsrichterwesen geleistet wird.
Im zweiten Jahr in Folge verlieh die Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung insgesamt fünf Preise an besonders talentierte Nachwuchskräfte unter den Unparteiischen im deutschen Fußball, wobei neben der sportlichen Leistung auch das soziale Engagement eine große Rolle spielt. Der Preisstifter selbst war zwischen 1994 und 2008 sieben Mal als Deutschlands bester Schiedsrichter des Jahres geehrt worden, war dreimal Weltschiedsrichter und wurde zuletzt hinter dem Italiener Pierluigi Collina zum weltweit zweitbesten Schiedsrichter aller Zeiten gewählt.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf wünschte sich im Gespräch mit Moderator Steffen Simon, dass gerade die Fußballvereine im Land noch mehr ihr Herz für die Unparteiischen öffnen. „Die Schiedsrichter gehören zum Fußball, nicht nur zum Spiel, sondern auch zum Klub. Gerade bei der Anbindung an den Verein aber haben wir oft noch Luft nach oben.“ Eines von vielen Anliegen und Projekten im „Jahr des Schiris“, das der DFB 2023 ausgerufen hat. „Wir haben es geschafft, dass mehr als je zuvor über die positiven Aspekte des Schiedsrichterwesens berichtet wird“, zog der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann ein positives Zwischenfazit.
Dies gilt gerade auch für die jungen Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen. Aktuell leiten knapp 10.500 junge Schiedsrichter im Alter unter 18 Jahren Wettbewerbsspiele in Deutschland. Gerade bei den männlichen Jungschiedsrichtern steigen die Zahlen spürbar, nämlich in der Saison 2022/23 um mehr als 18 Prozent. Auch bei jungen Schiedsrichterinnen sind Zuwächse erkennbar, wenn auch noch auf niedrigem Niveau.
Dabei ist Paula Mayer aus dem Saarland nun die beste junge Nachwuchs-Schiedsrichterin Deutschlands. „Dein Ehrgeiz hat sich gelohnt, nach nur sechs Jahren leitest du Spiele in der 2. Frauen-Bundesliga“, lobte Katrin Rafalski ihre junge Kollegin. Die zweifache Schiedsrichterin des Jahres hielt die Laudatio auf Paula Mayer. „Ich bin selbstbewusster und kritikfähiger geworden, stehe für mich selbst ein und kann besser mit Konflikten umgehen“, betonte Mayer gemeinsam mit den anderen Preisträgern, wie sehr der Job als Schiedsrichter*in die Persönlichkeit formt. Mittlerweile pfeift sie im Verband in der höchsten Liga, der Saarlandliga, mit dem Ziel Herren-Oberliga. Den Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga hat sie in diesem Jahr bereits geschafft. Jetzt heißt es, „Ankommen!“, wie sie selbst unterstreicht.
Der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission Elite, Lutz Michael Fröhlich nahm ebenso wie der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Florian Meyer, der Chef der DFB-Schiedsrichterkommission Amateure, Udo Penßler-Beyer, und DFB-Direktor Willi Hink an der Ehrungszeremonie auf dem DFB-Campus teil.
Die Auszeichnung „Der BeMERKenswerte Weg“ ging an Kenth Joite, der trotz seines Herzfehlers seit fast zwanzig Jahren Spiele leitet. 2011 endete der Traum, mittels einer Herzoperation wieder vollständig zu genesen, doch Joite hat nie daran gedacht, als Schiedsrichter aufzuhören: „Der Fußball bedeutet mir so viel und ich bin ein Kämpfer“, zitierte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald in seiner Laudatio den Preisträger. In der Tat ist sein Beispiel bemerkenswert und zeigt, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung mit großer Leidenschaft ihrem Hobby als Schiedsrichter nachgehen. Ein schöner Abschluss einer inspirierenden Veranstaltung.