Es wird ein ungewohntes Bild sein, wenn man in Zukunft zu einer Sportgerichtsverhandlung des HFV geladen wird. Denn nach unglaublichen 30 Jahren wurde Günter Singer am Mittwoch, den 28.09.2022, aus dem Sportgericht verabschiedet. Er wird nicht mehr am Richtertisch sitzen und seine Nachfragen stellen.
„Ich habe erstmal gestutzt, als ich am Mittwochabend beim HFV ankam und erfuhr, dass es heute keine Verhandlung gibt. Die Überraschung ist auf jeden Fall gelungen – und alle haben sie dichtgehalten!“, erzählt Günter Singer.
Der HFV-Sportgerichtsvorsitzende Christian Koops lobte Günter Singer als immer zuverlässigen Mitarbeiter und übergab ihm bei seinem Abschied am Mittwochabend als Erinnerung ein Trikot mit der 30 und den Unterschriften seiner Kollegen. „Er wird uns fehlen. Für die Zukunft wünschen wir Günter noch viele Jahre bei bester Gesundheit“, sagt Koops, „wenn man mal zusammenrechnet, dann hat Günter an ca. 1200 Verhandlungstage, ca. 2400 Stunden, was ca. 100 Kalendertagen oder 300 Arbeitstagen entspricht, ehrenamtlich für den HFV geleistet.“
Mit 80 Jahren hört Günter Singer nun im Verband auf. „Ich bin ein Mensch, der alles langfristig angeht, deshalb wollte ich gern noch die 30 Jahre vollmachen. Mir hat das Ehrenamt im Sportgericht all die Jahre sehr viel Spaß gemacht, denn man sieht viele Leute bei Verhandlungen wieder, denen man auf dem Platz begegnet. Aber irgendwann muss Schluss sein“, erklärt er.
1992 fing Günter Singer als Beisitzer im Sportgericht an. Vorsitzender damals war Uwe Grimm und die Kollegen als Beisitzer waren Uwe Kleinworth, Walter Cohrs und Reinhard Jobczyk, ehe 1994 noch Bernd von Soosten, der heute noch dabei ist, und Uwe Hansen ins Sportgericht berufen wurden.
„Ich habe mal eine Verhandlung geleitet, da legte mir der Verantwortliche vom verurteilten Verein direkt die Strafe von 500 Euro als Fünfhundert-Euroschein auf den Tisch“, erinnert sich Singer. „So ging das natürlich nicht, das dürfen wir nicht annehmen. Ansonsten haben sich die Verhandlungen aber sehr geähnelt, denn es passiert oft mehr oder weniger dasselbe. In den 30 Jahren hat sich meiner Meinung nach nichts geändert. Was vielleicht mehr geworden ist, sind Fälle, in denen der Schiedsrichter das Spiel abbricht wegen Unruhe auf dem Platz. Mir ist das allerdings als Schiedsrichter noch nie passiert.“
Auch mit seinen 80 Jahren steht Singer immer noch am Wochenende mit der Pfeife in der Hand auf den Hamburger Fußballplätzen. Das Einzige, das sich verändert hat mit dem Alter, erzählt er, sei sein Laufverhalten. „Heute renne ich als Schiedsrichter nicht mehr so viel.“ In seinem Verein, dem SC Condor, engagiert er sich trotz seines Alters immer noch ehrenamtlich – und das nicht nur als Schiedsrichter.
„Mittwochs war immer mein Sportgericht-Tag. Jetzt bin ich mittwochs bei meiner Mannschaft, den Senioren des SC Condor. Mir wird also mittwochabends nichts fehlen. Ich bin auch als Schiedsrichter oder Mannschaftsverantwortlicher meiner Mannschaft weiterhin jedes Wochenende auf dem Platz – da wird sich nicht viel ändern bei mir. Solange meine Gesundheit es erlaubt und es mir Spaß macht, werde ich dem Sport erhalten bleiben.“
Der HFV wünscht Günter Singer dabei viel Spaß und vor allem Gesundheit und bedankt sich für 30 Jahre Ehrenamt im Verband!
CB/JM