Podiumsveranstaltung und Filmvorführung
Ort: Tschaikowskysaal, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg
19.00 bis 20:30 Uhr – Der Eintritt ist frei.
Am 4. Juli 1954 stehen sich Ungarn und Deutschland neun Jahre nach Kriegsende in Bern beim WM-Finale auf dem Fußballfeld gegenüber. Diese 90 Minuten werden den Fortgang ihrer Geschichte entscheidend mitbestimmen. Während die westdeutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg zuhause frenetisch gefeiert und das Spiel als „Wunder von Bern“ ein deutscher Erinnerungsort wird, ist die Niederlage der Ungarn bis heute eine offene Wunde.
Das stalinistische Rákosi-Regime versprach sich durch den erhofften WM-Sieg der ungarischen Nationalmannschaft einen propagandistischen Erfolg, während das ungarische Volk sich die Fortführung der von Ministerpräsident Nagy eingeleiteten Reformen zu einem „menschlichen Sozialismus“ und einen wirtschaftlichen Aufschwung wünschte.
Nach der Niederlage der Ungarn rechnen die Stalinisten mit ihren nationalen Fußballhelden ab. Der Nationaltorhüter Gyula Grosics, der das Siegtor zum 3:2 nicht verhinderte, wird zum Sündenbock gemacht und aus der Nationalmannschaft verbannt. In Ungarn folgt prompt der sportlichen Niederlage politischer Frust. Im ganzen Land gibt es bereits einen Tag nach dem WM-Finale erste Unruhen, die Ouvertüre für den ungarischen Volksaufstand von 1956 bricht sich Bahn.
Während im Sommer 1954 sportliche Enttäuschung mit im Spiel ist, schäumt im Herbst 1956 die Volksseele über. Einmarsch sowjetischer Truppen setzt dem ungarischen Volksaufstand ein jähes Ende. Fußballhelden wie Ferenc Puskás, Sándor Kocsis und Zoltán Czibor emigrieren nach Spanien.