Schiri Ittrich als Pate: „Wir sind Vorbilder“

Profi wird Pate

Marcel Kertzsch (r.): „Patrick hat mir geraten, bei den Laufwegen auch mal die Diagonale zu verlassen.“ [Foto: Getty Images/Cathrin Müller/DFB]

Sein achter Einsatz als Schiedsrichter führte Marcel Kertzsch nach Oststeinbek. Dort erhielt der 16-Jährige prominente Unterstützung durch Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, der im Rahmen der Aktion „Profi wird Pate“ wertvolle Tipps gab. FUSSBALL.DE war mit dabei.
Es sind Bilder, die man auf deutschen Amateurplätzen noch zu selten sieht. Ein Schiedsrichter verlässt nach einem reibungslosen Spiel das Feld. Freudestrahlend und stolz. Empfangen wird er mit einem anerkennenden „Sauber“ und einem High-Five. Diese Wertschätzung erfuhr der noch unerfahrene Unparteiische Marcel Kertzsch nicht von irgendwem. Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich sah sich die D-Jugendpartie zwischen dem Oststeinbeker SV und der SG Escheburg/Börnsen ganz genau an und fand lobende Worte für den 16-Jährigen: „Marcel hat das hervorragend gemacht.“

TV-Kameras und Fotografen
Zustande kam das besondere Aufeinandertreffen durch die Aktion Profi wird Pate, die der DFB gemeinsam mit seinen 21 Landesverbänden und Elite-Schiris im Rahmen des Amateurfußball-Kongresses öffentlich ins Leben gerufen hatte. Am vergangenen Donnerstag begleitete bereits Katrin Rafalski einen 14 Jahre alten Neuling nahe Kassel. Der Kern der bundesweiten Aktion: Alle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Google Pixel Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga werden im Laufe dieser Saison in ihrer Heimatregion mindestens einmal als Patin oder Pate von Schiri-Neulingen im Amateurfußball eingesetzt.

„Als ich mit 15 Jahren meine ersten Spiele geleitet habe, war ich genauso unsicher und aufgeregt wie Marcel heute“

In Hamburg fiel die Wahl auf Marcel Kertzsch, der in Oststeinbek sein achtes Spiel leitete. Negative Erfahrungen habe er bisher nicht gemacht, mit einer Ausnahme: Während einer Partie im Kinderbereich schnauzten ihn Spieler an. „Aber das waren kleine Kinder, sie wussten nicht, was sie reden“, so der Jung-Schiri. An diesem Sonntagnachmittag verlief hingegen alles ruhig: „Es hat Spaß gemacht, die Teams waren fair.“
Vor dem Spiel allerdings sei er „etwas aufgeregt“ gewesen. Der prominente Pate, Fotografen, ein TV-Team des Norddeutschen Rundfunks. Viel Aufmerksamkeit für einen jungen Schiedsrichter. „Marcel war diese Nervosität aber nicht anzumerken“, meinte Patrick Ittrich. Bereits einige Tage vor seinem Pateneinsatz hatte der 44-jährige mit Marcel telefoniert, ihm erste Tipps gegeben und die Unsicherheit genommen. Auch am Platz unterhielten sich die beiden Schiri-Kollegen ausführlich.

Marcel Kertzsch (4. v. r.): „Es hat mich sehr gefreut, dass ich für Profi wird Pate ausgewählt wurde.“
[Foto: Getty Images/Cathrin Müller/DFB]

„Patrick hat mir geraten, bei den Laufwegen auch mal die Diagonale zu verlassen, wenn es die Situation erfordert“, berichtete Marcel. „Und mein Pfiff sollte laut sein, um Sicherheit auszustrahlen.“ Am Wichtigsten sei es als Schiri jedoch, Freude am Pfeifen zu haben, betonte Ittrich, der in seiner Schiedsrichterkarriere bislang 73 Bundesligaspiele leitete und sich aufgrund der Patenrolle an seine Anfänge zurückerinnerte: „Als ich mit 15 Jahren meine ersten Spiele geleitet habe, war ich genauso unsicher und aufgeregt wie Marcel heute.“
Nach dem Schlusspfiff gab es von Ittrich neben viel Lob daher auch einen Tipp. Selbst wenn man als Schiedsrichter auf dem Platz bei einer Entscheidung mal unsicher sei, erklärte Ittrich: „Es ist wichtig, dass du deine Entscheidung gut präsentierst, also deutlich anzeigst. Auch wenn du falsch pfeifst, macht dir dieses klare Anzeigen das Leben auf dem Platz leichter.“

Patrick Ittrich lobt den Schiri-Neuling: „Marcel hat das hervorragend gemacht.“
[Foto: Getty Images/Cathrin Müller/DFB]

Schiri-Job „eine unfassbar gute Lebensschule“
Nicht nur Marcel Kertzsch lauschte diesen Empfehlungen des Profis. Auch einige Jungs der D1 hörten aufmerksam zu. „Ich will auch mal Schiedsrichter werden“, sagte einer und nannte drei Gründe: „Deniz Aytekin, Patrick Ittrich und der kostenlose Eintritt in die Bundesligastadien.“ Marcel hatte aus anderen Gründen mit dem Pfeifen begonnen: die Begeisterung für den Fußball und der Umgang mit Kindern. „Ich habe gemerkt, dass mir das Spaß bringen könnte“, so der 16-Jährige.Ittrich ergänzte: „Die Schiedsrichterei ist eine unfassbar gute Lebensschule, die die Persönlichkeit weiterentwickelt.“ Die Begleitung durch den prominenten Paten machte beim Schiri-Neuling Lust auf mehr: „Es hat mich sehr gefreut, dass ich für Profi wird Pate ausgewählt wurde. Die Gespräche mit Patrick motivieren auf jeden Fall, als Schiri weiterzumachen und besser zu werden.“
In den kommenden Monaten werden weitere Top-Schiris ihre unerfahrenen Kolleg*innen beim Start in ihre Schiri-Laufbahn unterstützen. „Wir sind Vorbilder“, ist sich Ittrich bewusst. „Ich habe das Gefühl, dass wir als Profi-Schiris viel näher an den Amateur-Schiris sind als Profifußballer den Amateurfußballern. Die Rolle als Pate übernehmen wir daher sehr gerne.“
Autor: Tim Noller

Marcel Kertzsch (r.): „Die Gespräche mit Patrick motivieren, als Schiri weiterzumachen.“
[Foto: Getty Images/Cathrin Müller/DFB]
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