Hennef/Magdeburg, 22. Oktober, 2020 – Das Team des FC St. Pauli steht im Finale der Blindenfußball-Bundesliga, das am kommenden Samstag in Magdeburg stattfindet. Das Team um Trainer Wolf Schmidt trifft dann auf den Rekordmeister MTV Stuttgart. Seit kurzem ist auch eine Hörbuchfassung des St. Pauli-Romans „Konfetti im Bier“ erhältlich, die speziell für sehbehinderte Menschen produziert wurde. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger, die mit ihren Kooperationspartnern auch den Spielbetrieb der Blindenfußball-Bundesliga organisiert.
Die Vorfreude ist riesig. Am Samstag findet auf dem Domplatz in Magdeburg der letzte Spieltag der diesjährigen Saison der Blindenfußball-Bundesliga statt. Im Endspiel trifft der FC St. Pauli auf den MTV Stuttgart, der unter anderem mit Kapitän Alexander Fangmann und Routinier Lukas Smirek starke Akteure in seinen Reihen weiß. Das Spiel um Platz drei sollten die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg und Borussia Dortmund bestreiten. Das Team aus Dortmund musste die Teilnahme am Saisonfinale aufgrund von Personalsorgen absagen. Marburg steht somit bereits als Liga-Dritter fest. Um Rang fünf geht es für die Spielgemeinschaft PSV Köln/Hertha BSC und den FC Schalke 04.
Schon vorab zählte der FC St. Pauli zum engen Favoritenkreis – und die Mannschaft von Trainer Wolf Schmidt konnte diese Erwartungshaltung bisher erfüllen. In den vergangenen beiden Jahren scheiterte der FC St. Pauli allerdings jeweils im Finale – 2019 erst im Sechs-Meter-Schießen. Diese unglückliche Serie soll am Samstag beendet werden. 2017 hingegen gelang dem Verein der ganz große Coup. „Die Spieler stapeln gerne tief und geben nur das Endspiel als Ziel aus. Das haben wir schon erreicht. Ich sehe das etwas anders. Wir wollen am Ende ganz oben stehen und die deutsche Meisterschaft gewinnen“, sagt FCSTP-Coach Wolf Schmidt vor dem Finalspieltag. „Warum sollten wir uns kleiner machen, als wir sind? Wir haben richtig gute Spieler. Warum sollte uns der ganz große Coup nicht erneut gelingen?“ So zählen beispielsweise die beiden deutschen Nationalspieler Jonathan Tönsing und Rasmus Narjes zum starken Kader der Kiezkicker.
Das beweist auch die Tatsache, dass das Fanprojekt des FC St. Pauli gerade den beliebten Roman „Konfetti im Bier“ von Toni Gottschalk als Hörbuch produziert hat. „Ein Fan im Rollstuhl meinte, er kann nicht über das Buch sprechen, weil er es selber nicht lesen kann. So ist die Idee dazu entstanden. Wir wollen den Inhalt auch dieser Zielgruppe zugänglich machen“, erklärt Birgit Hadatsch, die Fanbeauftragte für Menschen mit Behinderung beim FC St. Pauli ist und das Projekt leitet. Die DFB-Stiftung Sepp Herberger hat sich an den Produktionskosten beteiligt. „Das ist eine große Hilfe für uns, weil wir das Hörbuch sonst womöglich nicht hätten realisieren können“, sagt Hadatsch. Vertont wurde der Roman von zwei Stadionsprechern des FC St. Pauli, was der Hörfassung wegen der bekannten Stimmen zusätzlichen Charme verleiht.
Auch die Blindenfußballer des FC St. Pauli sind neugierig auf die Hörfassung des Romans. Aber zunächst gilt die gesamte Konzentration dem Ziel, drei Jahre nach dem letzten Titelgewinn endlich wieder die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. „Es ist schön, dass der Blindenfußball in Deutschland diese große Bühne bekommt“, betont Trainer Wolf Schmidt. „Etwas schade ist es allerdings, dass es in Deutschland im Blindenfußball lediglich die Bundesliga gibt und keine weiteren Wettbewerbe. Ältere Spieler, die das hohe Tempo und körperliche Spiel nicht mehr mitgehen wollen, verlieren wir, genauso wie hoffnungsvolle Talente, die auf gehobenem Bundesliga-Niveau aber noch überfordert sind. Hier müssen wir weiter Aufbauarbeit leisten.“ Ob sich Schmidts Aufbauarbeit der letzten Jahre auszahlt, wird sich am Samstag in Magdeburg zeigen. Gegen 16:30 Uhr wird der neue Deutsche Meister aus den Händen von DFB-Vizepräsident Dirk Janotta die begehrte Meisterplakette des Deutschen Fußball-Bundes entgegennehmen. Auch in dieser Hinsicht ist der Blindenfußball längst mitten in der Fußballfamilie angekommen.