„Auf dem Weg zur Vielklassengesellschaft: Der Profifußball entfernt sich immer weiter von der Basis – wie lange geht das noch gut“ – dieses Thema diskutierten am Montagabend im Hamburger Hotel „Le Meridien“ als Gäste der nunmehr 13. Auflage des ODDSET-Talks Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Dirk Fischer, der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), mit den beiden Moderatoren Dieter Matz und Carsten Byernetzki. Und obwohl es außer Grindel und Fischer keinen weiteren Gast gab, durfte der Name eines Mannes in der 90-minütigen Diskussion nicht fehlen:
Der von Engelbert Kupka, dem Präsidenten des Regionalligisten SpVgg Unterhaching, der als Initiator der Initiative „Rettet die Amateurvereine“ vom DFB mehr Geld für die Amateurclubs fordert, um – wie er selbst sagt – das Dahinsiechen selbiger zu stoppen.
„Ich habe mir die Tabelle der Regionalliga mal angesehen: da steht Unterhaching vor 1860 München II, Augsburg II und Bayern München II. Herr Kupka kann nicht sagen, dass das nur so stattfindet, weil die Sonne scheint. Unterhaching ist kein Amateurverein, wie er es weismachen will, sondern ein Profiverein mit Geld“, erklärte HFV-Präsident Fischer mit Blick auf den Wortführer der Initiative und verdeutlichte: „Wir dürfen keine Konfliktsituation zwischen DFB und DFL heraufbeschwören.“ Grindel konterte derweil den Wunsch Kupkas, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) soll mehr als die im sogenannten Grundlagenvertrag festgehalten drei Prozent ihrer TV-Einnahmen an den DFB abführen. „Herr Kupka hat diesen Grundlagenvertrag mit verantwortet. Er weiß zudem, dass das ein komplexes Thema ist, vereinfacht es aber in der öffentlichen Darstellung und sagt so nicht die Wahrheit. Der DFB kriegt nicht nur, er muss auch bezahlen. Dann sind wir der Wahrheit nahe“, so Grindel.
Auch die Abgaben, die Vereine zu zahlen hätten, „hat ja nicht Bibi Blocksberg in die Statuten gezaubert, sondern das sind Entscheidungen, die auf Verbandstagen getroffen werden. Wenn einer das ändern will, soll er da hin gehen und es dort tun“, sagte Grindel und erklärte: „Ich versuche alle 14 Tage bei den Amateuren vor Ort zu sein. Dabei spüre ich, dass es das Problem gibt, dass eine mangelnde Bereitschaft vorherrscht, sich ehrenamtlich zu engagieren.“ Zudem, so Grindel weiter, ließe sich festhalten, „dass die Erwartung der Vereine an den Verband sich geändert haben. Er wird als Dienstleister gesehen. Diesen Wandel müssen wir noch besser hinbekommen, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir haben über 1000 Vereinsdialoge geführt und kennen die Probleme an der Basis. Es herrscht ein enges Band.“ Das Thema der größer werdenden Kluft zwischen Profis und Amateuren „hat es immer gegeben. Es werden jetzt viele Bereiche zusammen geführt“, erläuterte Grindel.
Er sehe „keinen Grund, auf die Profivereine zu schimpfen“, verriet derweil Dirk Fischer, „man muss zum Beispiel auch sehen: Der HSV und der FC St. Pauli zahlen pro Jahr 300.000 Euro an Spielabgaben an den Verband. Da ist eher eine Danksagung statt Kritik angebracht. Wir klopfen auf Holz, dass keiner von denen absteigt. “ Er selbst, so der HFV-Präsident, nehme die geballte Kritik der Amateure an den Profis in Hamburg so gar nicht wahr: „Wir werden eher auf schlechte Platzverhältnisse, Spielverlegungen oder Strafen angesprochen.“
Grindel verdeutlichte darüber hinaus, dass es ja auch eine „gelebte Kooperation zwischen Profis und Amateuren“ gebe, wenn zum Beispiel der 1. FV Bebra im Zuge des Wechsel von Nationalspieler Shkodran Mustafi als dessen Jugendverein eine Ausbildungsentschädigung erhalte und erklärte, dass auch der Neubau der geplanten DFB-Akademie kein rausgeschmissenes Geld sei: „Die Basis wird davon profitieren. Jeder einzelne Trainer in den Vereinen muss davon einen Nutzwert haben.“
Bevor sich Grindel, Fischer und die Moderatoren mit dem eigentlichen Thema des Abends befassten, hatten die beiden Gäste auch noch einmal Stellung zu den Vorfällen beim HSV-Bundesligaspiel gegen Darmstadt, bei dem Anhänger des HSV im Fanblock Pyrotechnik zündeten, bezogen. „Der DFB-Kontrollausschuss hat eine kurzfristige Stellungnahme des HSV angefordert, ich kann und will eine Entscheidung nicht vorwegnehmen, aber: Der HSV und seine Fanszene sollten dies zum Anlass nehmen, zu diskutieren, was zur Fankultur gehört und was nicht“, konstatierte Grindel, während Fischer feststellte: „Ich wünsche mir eine lebendige Fankultur und Choreografieren – aber eben ohne die Gefährdung Dritter.“ Zum Ende der Veranstaltung schlug Dieter Matz als Moderator noch einmal den Bogen zurück zur „Hamburger Amateurfußball-Familie“, indem er einen erwähnte, der über Jahre hinweg bei vielen Anlässen immer dabei war: Eugen Igel, Hamburgs Amateurtrainer-Ikone, der nach einem Verkehrsunfall im Pflegeheim lebt. „Ihm geht es nicht so gut. Geht hin, besucht ihn, redet mit ihm über Fußball oder guckt mit ihm Fußball. Darüber freut er sich“, sagte Matz.
Jan Knötzsch
Bevor sich Grindel, Fischer und die Moderatoren mit dem eigentlichen Thema des Abends befassten, hatten die beiden Gäste auch noch einmal Stellung zu den Vorfällen beim HSV-Bundesligaspiel gegen Darmstadt, bei dem Anhänger des HSV im Fanblock Pyrotechnik zündeten, bezogen. „Der DFB-Kontrollausschuss hat eine kurzfristige Stellungnahme des HSV angefordert, ich kann und will eine Entscheidung nicht vorwegnehmen, aber: Der HSV und seine Fanszene sollten dies zum Anlass nehmen, zu diskutieren, was zur Fankultur gehört und was nicht“, konstatierte Grindel, während Fischer feststellte: „Ich wünsche mir eine lebendige Fankultur und Choreografieren – aber eben ohne die Gefährdung Dritter.“ Zum Ende der Veranstaltung schlug Dieter Matz als Moderator noch einmal den Bogen zurück zur „Hamburger Amateurfußball-Familie“, indem er einen erwähnte, der über Jahre hinweg bei vielen Anlässen immer dabei war: Eugen Igel, Hamburgs Amateurtrainer-Ikone, der nach einem Verkehrsunfall im Pflegeheim lebt. „Ihm geht es nicht so gut. Geht hin, besucht ihn, redet mit ihm über Fußball oder guckt mit ihm Fußball. Darüber freut er sich“, sagte Matz.
Jan Knötzsch