Für manchen Teilnehmer zu ungewohnt früher Stunde um 9 Uhr morgens begrüßte Lehrwart Björn Struckmann am Sonntag, den 12.1.2020, die Liga-Schiedsrichter des BSA Unterelbe zum Winterlehrgang in den Räumlichkeiten des FC St. Pauli im Clubheim am Millerntor. Es sollte ein informativer und abwechslungsreicher Tag werden, an dem die Schiedsrichter aus dem Westen der Hansestadt – sowohl diejenigen mit Ambitionen noch in höheren Ligen anzugreifen, als auch die Kollegen, die seit einigen Jahren verdient in den Herren-Amateurklassen unterwegs sind – noch Einiges an Input mit nach Hause nehmen würden.
Aus dem Vorstand jenes VSA hatte man Sven Ehlert als Referent gewinnen können, der in seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter immerhin heute bekannte Hamburger Bundesliga-Schiedsrichter wie Patrick Ittrich und Sascha Thielert auf ihrem Weg als Assistent begleitet hat. Als VSA-Lehrwart konnte Sven aber nicht nur Spannendes von seinen eigenen Erfahrungen erzählen, sondern vor allem auch Einblicke in die Arbeit des VSA und in die Erwartungen an seine Schiedsrichter geben. Dabei nannte er vor allem eine hohe Leistungsbereitschaft, sich auf dem Feld, aber auch charakterlich weiterentwickeln zu wollen, als auch eine gewisse Kritikfähigkeit und eine grundsätzliche Fitness in Sachen Regeln und Physis als wichtige Punkte um als VSA-Schiedsrichter zu bestehen und weiter aufzusteigen.
Mit der Frage „Wie LEITE ich ein Spiel?“ beschäftigte sich der Vortrag von John-David Ladiges, BSA-Obmann. Nicht nur das Spiel an sich vorbeilaufen zu lassen, sondern selbst zu agieren – gerade das sei nämlich die Aufgabe eines Schiedsrichters. Denn jede Partei auf und neben dem Platz erwarte ein aktives Treffen und Verkaufen von Entscheidungen von einem guten Spielleiter. Dazu sei vor allem eine gute Vorbereitung auf das Spiel sowie eine passende Kommunikation mit allen Beteiligten schon vor Anpfiff wichtig. Gerade das Bewusstsein über die eigene Außendarstellung und auch die eigenen Stärken und Schwächen seien das A und O für jeden erfolgreichen Schiedsrichter. Am Beispiel der Vorteilsanwendung erklärte John-David, welche Fülle an Kriterien man als Spielleiter bei typischen Situationen beachten muss (Spielentwicklung, Tabellensituation, beteiligte Spieler, Ort des Vergehens, etc.). Zuletzt hatte unser Obmann noch Videoszenen aus vergangenen Lehrabenden und Beispiele aus seiner Beobachter-Tätigkeit mitgebracht, bei denen die Teilnehmer die Stärken und Schwächen beim Agieren des jeweiligen Schiedsrichters diskutieren sollten.
Die größte Stärke eines Schiedsrichters bei der Verhinderung von Eskalationen ist laut Wilkens seine frühe Wahrnehmung von brenzligen Situationen. Wichtig sei es dabei vor allem auffällige Spieler durch kommunikative Mittel vor dem Einstieg in eine Eskalationsspirale zu bewahren. „Kommunikation ist keine Einbahnstraße und eine gute Kommunikationsfähigkeit der Schlüssel zum Glück für alle Schiedsrichter um Konflikte auf dem Sportplatz zu verhindern“, so der Gewaltpräventions-Experte.
Zu guter Letzt hatten Wilfried Wilkens und Kirstin Warns-Becker, Leiterin der AG Gewaltprävention des VSAs, noch ein Teamwork-Spiel vorbereitet, bei dem die Dynamik zwischen den Teilnehmern untereinander auf die Probe gestellt wurde, letztendlich aber jedem Teilnehmer ein Schmunzeln bereitete.
Vielen Dank für die Organisation und Durchführung an den Vorstand des BSA Unterelbe und besonderen Dank an Wilfried Wilkens vom HFV-Gewaltpräventions-Team für das abwechslungsreiche Coaching!
Rasmus Renner