Es war einmal ein bunter Haufen mehr oder weniger austrainierter Möchtegern-Trainer. Die 33 Männer und zwei mutigen Frauen stellten sich im Mai 2024 der Herausforderung, beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) in die Lehre zu gehen, um den Kindern in ihrem Verein noch mehr Spaß am Fußball vermitteln zu können. Indre, ihre Lehrerin, nahm die schwatzhaften Schüler unter ihre Fittiche.
Zuvor hatten die Väter, Mütter und vier Teenager zu Hause im nicht immer stillen Kämmerlein zwischen nörgelnden Kindern, dem stressigen Job und Trainingseinheiten im Verein im DFB-Lehrportal Edubreak neun knifflige Aufgaben gelöst. Darunter ein Videoclip vom eigenen Training, der einigen mächtig Kopfschmerzen bereitete und andere kurzzeitig an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte.
Und so ritt die Truppe im Juni voller Vorfreude auf dem HFV-Gelände in Jenfeld ein, um die trockenen Theorie mit praktischen Finessen zu würzen. Check-in. Plätze einnehmen! Und los ging die wilde Reise mit unserer Referentin, die vermutlich ähnlich aufgeregt war wie ihre nervösen Schützlinge. Wenn wir im Seminarraum nicht gerade konstruktiv und emotional über Trainingsinhalte, aufmüpfige Eltern oder den Dorfkrug (Cem, du wandelndes Fußball-Lexikon!) diskutierten, steckten wir in Gruppenarbeiten unsere Köpfe zusammen und heckten kleine Trainingseinheiten aus. Selbige wurden dann auch direkt auf dem Platz in die Tat umgesetzt. Und dabei waren zwei Dinge sehr schnell klar: Erstens: Die Regenjacke musste immer mit. Zweitens: In Sachen Kondition und Schnelligkeit war deutlich Luft nach oben. Die G- , F- und E-Junior:innen hätten sich beim Scouting ihrer Trainer:innen sicher vor Lachen heftig auf die Schenkel geklopft.
Selbstredend wurden die unterhaltsamen, lustigen und lehrreichen Tage von Jenfeld am Abend in der Sportsbar überragend mit zwei bis fünf Kaltgetränken nachbereitet. Dabei soll sogar ein renommierter Coach mit Faible für geometrische Formen und Farben zugegen gewesen sein. Spitzenmäßiger Support. Auch wenn wir an der einen oder anderen Stelle kognitiv überfordert waren (uns das aber nicht anmerken ließen).
Lange Tage, kurzer Sinn: Nach einigen weiteren technisch-taktischen Rätseln und Videostudium am heimischen Laptop (und teils tief in der Nacht) ging es im Juli ans Eingemachte. Die anstehende Lehrprobe bereitete selbst gestandenen Mannsbildern offensichtlich schlaflose Nächte. 22 bis in die Haarspitzen motivierte Concordia D-Junioren (Danke, lieber Matthias!!!) machten die Prüfung am Ende aber (fast) zum Kinderspiel. Selbst die Sonne wollte sich dieses Spektakel, ja Feuerwerk innovativer Spielformen, nicht entgehen lassen.
Aus den konstruktiven und wertschätzenden Abschlussgesprächen kamen fast alle mit einem breiten Grinsen zurück zur Truppe. Und wurden dort mit tosendem Beifall empfangen. Mit einer Schippe Wehmut, aber dem Kopf voller verrückter Ideen, Eindrücke und ersten Terminen für Freundschaftsspiele ging es nach zwei intensiven Monaten vom Platz. Nach einem überragenden Spiel, dass mindestens eine Verlängerung verdient hatte. Nach einem Spiel mit spitzenmäßiger Schiedsrichterleistung. Weltklasse, liebe Indre!
Geschrieben von Jan Sägert