Schorsch Köster im Interview

Vorstand des BSA Unterelbe 1995 (v. lks.): Frank Sommer, Rüdiger Giebel, Paul Klunker und Hans-Georg Köster

Der langjährige Schiedsrichter, Schiedsrichter-Ansetzer und Träger der silbernen und goldenen Ehrennadel des HFV und der DFB-Verdienstnadel, Hans-Georg „Schorsch“ Köster, scheidet nach 41-jähriger Tätigkeit als Beisitzer im BSA Unterelbe aus.
Ein guter Anlass, mal mit Schorsch Köster über die lange Zeit als BSA-Mitarbeiter und seine aktive Zeit als Schiedsrichter zu sprechen. Wir baten ihn zum Interview zum HFV nach Jenfeld.

HFV: Wie kamen Sie zum Fußball? Haben Sie schon immer Fußball gespielt oder haben Sie auch andere Sportarten ausprobiert?

Hans-Georg Köster: Andere Sportarten habe ich gar nicht ausprobiert. Zum Fußball bin ich damals gekommen, weil mein Bruder bei Altona gespielt hat und dort bin ich ein paar Mal mitgefahren. Und irgendwann habe ich mich dazu entschlossen auch mit dem Fußball anzufangen. Aber es war gut, dass ich nur bis zur A-Jugend gespielt habe und danach aufgehört habe.

HFV: Was war der Grund dafür, dass Sie gesagt haben, dass Sie mit dem Fußballspielen aufhören und von nun an nur noch Schiedsrichter sein wollen?
Hans-Georg Köster: Ich hatte immer das Gefühl, dass ich Spiele leiten möchte und deshalb habe ich schon früh damit angefangen. Schon während ich Fußball gespielt habe, habe ich Spiele gepfiffen. Bei Jugendspielen hat gelegentlich der Schiedsrichter gefehlt und da dachte ich mir, dass ich da jetzt einspringen könnte und dies führte dazu, dass ich das Pfeifen für mich entdeckt habe. Am Anfang waren meine Eltern noch dagegen, aber mit der Zeit ist dieser Widerstand auch gewichen und mein Vater hat mich als Schiedsrichter angemeldet und dann wurde ich 1963 Schiedsrichter.
HFV: Was war Ihre Motivation Schiedsrichter zu werden?
Hans-Georg Köster: Als junger Mensch hatte ich schon im Hinterkopf, dass das was ich im Fernsehen gesehen habe, auch etwas für mich sein könnte und deshalb wollte ich das auch einmal ausprobieren. Als junger Mensch hat man immer seine Wünsche und Ziele und meiner war, nun Schiedsrichter zu werden.
HFV: Wie viele Jahre waren Sie auf den Hamburger Plätzen als Schiedsrichter unterwegs?

Hans-Georg Köster: Von 1963 bis 1978 war ich nur Schiedsrichter. Ab 1978 war ich im BSA und habe nur noch gelegentlich Spiele gepfiffen. Danach war ich für die Ansetzungen von den Schiedsrichtern in Bezirks-Schiedsrichterausschuss Unterelbe zuständig und stand Schiedsrichtern als Beobachter zur Seite.

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HFV: Haben Sie einen Moment aus Ihrer Schiedsrichterlaufbahn im Kopf, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Hans-Georg Köster: Wenn man so lange wie ich Schiedsrichter gewesen ist, dann hat es viele Sachen gegeben, an die man sich erinnert. Aber an spezielle Spiele kann ich mich nicht erinnern – außer an zwei Spielabbrüche, die ich erlebt habe. Die restlichen Spiele habe ich so genommen wie es eben passiert ist und habe es gut überlebt.
HFV: Welche Eigenschaften würden Sie sich als Schiedsrichter zuschreiben, die Sie als Schiedsrichter hatten? Waren Sie sehr durchsetzungsstark oder konnte man sich bei Ihnen auch mal etwas „erlauben“ als Spieler?
Hans-Georg Köster: Bei mir konnte man sich eher weniger „erlauben“. Ich war schon ziemlich streng und ich war auch nicht ganz so beliebt bei manchen Spielern und Vereinen. Manchmal waren die Vereine auch ganz froh, wenn ich wieder weg war.
HFV: Für Ihre jahrelange Tätigkeit wurden Sie sowohl vom HFV mit der Ehrennadel in Gold und Silber ausgezeichnet als auch vom DFB. Was bedeuten diese Auszeichnungen für Sie?

Hans-Georg Köster: Mit diesen Auszeichnungen wird in erster Linie anerkannt, was man geleistet hat. Und dass es auch nicht ganz verkehrt war, was man in den Jahren gemacht hat. Natürlich hat man über die Jahre auch mal Fehler gemacht, aber die positiven Aspekte überwiegen die negativen. Und mich freut es, dass die jahrelange Arbeit nicht nur so vom HFV oder dem DFB hingenommen wird, sondern sich mit dieser Auszeichnung auch bei einem bedankt wird.

HFV: Nach Ihrer aktiven Zeit als Schiedsrichter sind Sie in den Bezirks-Schiedsrichterausschuss Unterelbe (BSA) gewechselt. Was hat Sie daran gereizt sich ehrenamtlich beim Verband zu engagieren?

Hans-Georg Köster: Im Bezirk wurde die Stelle des Lehrwartes frei und musste neu besetzt werden. Da ich als ehemaliger Schiedsrichter die Regeln noch ganz gut drauf hatte sind die Obleute auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich diesen Posten übernehmen möchte. Geholfen hat auch, dass ich durch meine lange Tätigkeit im Verband die Vorsitzenden recht gut kannte. Deshalb war es für mich selbstverständlich, dass ich diesen Posten übernehmen würde.

Bei der ersten Sitzung, die ich gehalten habe, haben mich alle angestarrt, als ich meinen Unterricht gehalten habe und da dachte ich mir, dass ich diesen Posten nicht lange innehaben werde. So kam es auch. Es wurde ein Platz als Ansetzer frei. Diesen Posten habe ich mir zugetraut und mich recht schnell darauf beworben. Daraufhin habe ich mich eines Dienstags mit dem Ausschuss in den Kabinen von Eidelstedt unterhalten und wurde somit 1979 Ansetzer. Diesen Posten habe ich von diesem Tage bis 2019 belegt.
HFV: Was hat Ihnen als Ansetzer am meisten Spaß gemacht?
Hans-Georg Köster: Am wenigsten Spaß haben mir die Absagen und Umbesetzungen gemacht. Am meisten Spaß hat mir das Fördern und Ansetzen von neuen jungen Schiedsrichtern gemacht. Vor allem, wenn diese Schiedsrichter sich gut entwickelt haben und man sie später in höherklassige Ligen ansetzen konnte.
HFV: Somit haben Sie junge Schiedsrichter auch ein Stückweit gefördert.
Hans-Georg Köster: Genau, durch die Beobachtung, die ich vom Spielfeldrand gemacht habe, konnte ich den Schiedsrichtern wichtige Tipps geben: Wie sie sich verbessern können, was sie falsch gemacht haben, aber auch was sie gut gemacht haben und was sie beibehalten sollen.
HFV: Was haben Sie für Herausforderungen über die Jahre beim BSA miterlebt? Zum Beispiel technische Neuerungen.

Hans-Georg Köster: Früher wurden die Spielpaarungen auf langen Listen festgehalten und ich als Ansetzer musste hinter jede Begegnung händisch die Schiedsrichter eintragen. Diese Listen gab es in dreifacher Ausführung und in die letzte Spalte kam das Schiedsrichtergespann, welches das Spiel leiten sollte. Diese letzte Spalte musste ich dann abreißen und in der Geschäftsstelle in den Briefkasten einwerfen. Als dann mit der Zeit die Computer in den BSA eingeführt wurden, hatte ich noch gar keine Ahnung wie man mit denen umgeht. Mir wurde jedoch das Nötige beigebracht und mit den Jahren hat man sich dann daran gewöhnt. Und nun ist es etwas einfacher und schneller die Ansetzungen für die Spiele einzureichen.

HFV: Wenn Sie sich an die Zeit im BSA zurückerinnern ist Ihnen da ein besonderer Augenblick im Gedächtnis geblieben?
Hans-Georg Köster: Wir haben viele Ausflüge oder Reisen gemacht. An eine kann ich mich noch gut erinnern. Wir haben eine Dampfschifffahrt gemacht. Aber auf Grund von Nebel konnten wir nicht dahin fahren, wo wir eigentlich hinwollten und waren somit etwas verloren.
HFV: Was hat Sie über die Jahre motiviert weiterzumachen?

Hans-Georg Köster: Der Zusammenhalt – man war eine Gruppe. Früher hatten wir jede Woche eine Sitzung und man hat immer jemanden getroffen, den man kannte. Und auch neue Schiedsrichter, die ich sonst nur als Namen kannte, da ich sie für ein Spiel angesetzt habe, die konnte man dann bei den Sitzungen sehen und ins Gespräch kommen. Somit kannte man alle persönlich und nicht nur als Namen.

Es gab jedoch nicht nur Sitzungen, auf denen man mal zusammengekommen ist. Es gab auch manchmal etwas oder eine Feier und dort konnte man wieder alle sehen und sich austauschen. Und wenn es mal nichts zu feiern gab, dann hat man sich einen Grund zum Feiern gesucht.

HFV: Was sind Ihre Wünsche und Pläne für Ihrer Zeit nach dem BSA?

Hans-Georg Köster: Erstmal wünsche ich mir, dass man wieder zusammenkommen kann, diese Krise bearbeitet ist und sich nicht weiter ausbreitet. Denn momentan sitzt man nur zu Hause, liest Zeitung und wartet auf das nächste Essen. Mir fehlt der Kontakt zu den anderen Schiedsrichtern und Kollegen.

Vom Sportlichen her werde ich keine Beobachtungen mehr machen. Das überlasse ich nun den Jüngeren. Aber weiterhin dazu gehören möchte ich schon gerne. Wenn also bald wieder Sitzungen anstehen, dann werde ich auch weiterhin zu diesen fahren.
HFV: Wie stehen Sie zu den aktuellen Veränderungen wie den VAR, Torkamera usw.?
Hans-Georg Köster: Die Torkamera finde ich gut, denn sie verhindert klare Fehlentscheidungen und unterstützt den Schiedsrichter sehr gut. Mit dem VAR kann ich mich noch nicht richtig anfreunden, da es teilweise zu lange dauert und auch nicht alles richtig erfasst wird. Wenn ein Tor fällt, dann wird sich alles davor nochmal angesehen, ob alles richtig ist. Wenn aber ein Faul im Mittelfeld passiert ist, dann wird sich das nicht nochmal angeschaut. Dort sehe ich keine klare Linie. Daher denke ich über den VAR „eher nicht“. Aber wenn die Schiedsrichter, die damit arbeiten zufrieden sind und grobe Fehler vermieden werden können, dann ist es in Ordnung.
HFV: Hätten Sie sich bei einem Spiel, welches Sie gepfiffen haben, einen VAR gewünscht?
Hans-Georg Köster: Ich habe meistens im Gespann gepfiffen und hatte somit noch zwei weitere, die mitgeguckt haben und mir, wenn wir gut eingespielt waren, auch bei manchen Situationen geholfen haben. Ich hatte immer recht gute Kollegen somit war für mich ein VAR überflüssig.
HFV: Wenn Sie ihre jahrelange Arbeit beim BSA und als Schiedsrichter kurz zusammenfassen: Wie würden Sie das beschreiben?
Hans-Georg Köster: Auf jeden Fall positiv – es hat zwar zwischendurch mal einen Fall gegeben, in dem ich gesagt habe „jetzt ist Schluss“ und ich wollte schon meinen Ausweis abgeben, aber ich wurde von meinen Kollegen Günter Merten und Wilfred Diekert glücklicherweise noch umgestimmt. Aber im Grunde genommen hätte ich, wenn Sie nicht danach gefragt hätten, gar nicht mehr an die schlechten Erfahrungen gedacht, sondern nur an die positiven. Besonders das soziale Zusammensein und die Treffen mit Kollegen haben die negativen Ereignisse klar überwogen. Zusammenfassend also positiv!
Wir danken Hans-Georg Köster für seine jahrelange ehrenamtliche Arbeit im Verband. Er hat vieles geleistet und hat vielen Schiedsrichter-Kollegen und Kolleginnen immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wir wünschen ihm für seinen Ruhestand alles Gute und freuen uns, ihn auf kommenden HFV-Veranstaltungen wiederzusehen.

Das Interview führten Judith und Till Rönnau.

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