Netzwerktreffen. Steen: „Jede Frau ist uns willkommen!“

Jana Steen (rechts): „Netzwerktreffen sind eine Möglichkeit, um herauszufinden, welche Themen die Frauen bewegen“ [Foto: HFV]

Frauen im Hamburger Fußball ein Netzwerk geben, in dem sie Anliegen und Alltagsthemen besprechen, aber auch neue Kontakte knüpfen können und füreinander da sind. Das ist das Ziel des Hamburger Netzwerktreffens „Frauen im Hamburger Fußball“. Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Schirmherrin und HFV-Lehrreferentin Jana Steen über die Ziele der Netzwerkveranstaltung, Tabuthemen im Fußball und den Frauenfußball in Hamburg.

FUSSBALL.DE: Frau Steen, am 25. Januar geht das Netzwerktreffen für Frauen im Fußball im Hamburger Fußball-Verband in die dritte Runde. Wie sind die Netzwerktreffen entstanden?

Jana Steen: Eine ehemalige Arbeitskollegin hat die Aktion 2019 ins Leben gerufen. Das Ziel war eindeutig: Frauen im Fußball im Kreis zu stärken. Denn Frauen im Fußball sind leider nach wie vor eine Minderheit. Das Netzwerk soll den Teilnehmerinnen einen Raum geben, um ihre Anliegen in gleich gesinnten Gruppen besprechen zu können.

„Viele Frauen freuen sich einfach, dass sie die Chance auf ein Netzwerk und den Austausch mit anderen Trainerinnen oder mit uns haben“.

Was für Themen werden dabei angesprochen?

Steen: Unsere Themen sind breitgefächert: Frauen in Führungspositionen und Ehrenamtsgewinnung wurden bereits behandelt. Die Sichtbarkeit von Frauen in den Vereinsmedien stand beim vergangenen Netzwerktreffen im Vordergrund. Oft werden in Amateurvereinen nur Männer abgebildet, weil es einfacher ist, auf bereits vorhandene Archivbilder zurückzugreifen.

Um welche Themen wird es am 25. Januar gehen?

Steen: Um die Menstruation im Training, was für viele noch ein Tabuthema ist. Wir möchten auch hier die Sichtbarkeit dafür stärken, dass es normal ist, im Zuge der Menstruation nicht dieselbe Leistung auf den Platz bringen zu können. Zusätzlich wird es um das Thema Konfliktmanagement im Fußball gehen.

Wen laden Sie dabei zu den Netzwerktreffen ein?

Steen: Im Grunde alle Frauen im Hamburger Fußball – egal, ob als Spielerin, Vereinsverantwortliche, Schiedsrichterin, Trainerin oder Betreuerin. Jede Frau, die sich angesprochen fühlt, ist bei uns willkommen. Natürlich erreichen wir aktuell leider noch nicht alle, besonders bei den Müttern von Spieler*innen ist dies besonders schwer, da uns keine direkten Kontaktdaten vorliegen.

Wie viele Teilnehmerinnen erreichen Sie denn aktuell?

Steen: Beim vergangenen Netzwerktreffen waren wir insgesamt 40 Frauen. Für die Veranstaltung im Januar haben sich aktuell rund 50 Frauen angemeldet.

Wie fällt die sonstige Resonanz auf die bisherigen Treffen aus?

Steen: Die bisherige Resonanz ist sehr positiv. Viele Frauen freuen sich einfach, dass sie die Chance auf ein Netzwerk und den Austausch mit anderen Trainerinnen oder mit uns haben. Außerdem möchten wir den Teilnehmerinnen immer einen Input mitgeben. Dadurch werden sie bei gewissen Themen sensibilisiert – was ebenfalls sehr wichtig ist.

Was erhoffen Sie sich als Fußball-Verband von dem Netzwerktreffen?

Steen: Für uns ist das Netzwerktreffen eine Möglichkeit, um herauszufinden, welche Themen die Frauen bewegen, von denen wir als Verband vielleicht nicht wissen. Ein weiter Schritt nach dem Netzwerktreffen ist es im Idealfall, diese Themen im eigenen Verein anzusprechen. Außerdem wollen wir die Frauen in Hamburgs Fußball sichtbarer machen. Denn sie leisten großartige Arbeit in den Vereinen, die gebraucht wird. Überall fehlen Ehrenamtliche. Zu oft trauen sich Frauen Dinge nicht zu, die sie mit links bewältigen könnten oder werden übersehen. Das wollen wir gemeinsam ändern!

Gibt es ein konkretes Beispiel dafür, wie die Netzwerktreffen Frauen im Fußball bereits helfen konnten?

Steen: Wir haben definitiv mehr Teilnehmerinnen in der Trainerausbildung. Bei den Netzwerktreffen haben wir gezielt Trainerinnen und Jugendleiterinnen für die C-Lizenz motiviert und freuen uns, dass viele dies auch umgesetzt haben.

Wie sieht der aktuelle Zustand des Frauenfußballs in Hamburg aus?

Steen: Wir haben mit der Frauen-Regionalliga insgesamt 99 Mannschaften im Spielbetrieb. Bei den B-bis G-Mädchen sind es 2007. Über die Anzahl von Trainerinnen haben wir leider keine aussagekräftige Statistik. Uns ist es wichtig, in jedem Lehrgang unseres Verbandes mindestens zwei Frauen dabei zu haben. Wir bieten mit dem Wellenbrecherin-Programm, dem Leadership-Programm für Frauen im Fußball in Führungspositionen zusätzlich eine weitere Möglichkeit an, Frauen in den Vereinen und im Verband in unserem Kreis zu stärken.

Was ist Ihre persönliche Motivation, sich im Frauenfußball zu engagieren?

Steen: Etwas in Hamburg aufzubauen, von dem sehr viele Frauen profitieren und somit die Sichtbarkeit im Frauenfußball zu stärken –  das ist meine Motivation. Wir können zusammen sehr viel bewegen, wenn wir alle Frauen im Fußball in Hamburg erreichen.

Daran anknüpfend: Was erhoffen Sie sich für die Zukunft des Frauenfußballs?

Steen: Das Ziel für uns ist es, irgendwann eine annähernd gleichmäßige Verteilung von Männern und Frauen im Fußball in den Vereinen zu haben – auch wenn das noch ein weiter Weg ist. Insgesamt bin ich zuversichtlich für die Zukunft des Frauenfußballs

Autor/-in: Selin Yildiz auf FUSSBALL.DE

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