Julius Hirsch Preis geht an Fanladen St. Pauli

Der erste Julius-Hirsch-Preisträger 2016 kommt aus Hamburg: Eine Jury, unter anderem mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball, hat den Preis an den Fanladen St. Pauli verliehen. „Kein Fußball den Faschisten“ stand am 21. Spieltag der vergangenen Saison auf den Trikots des Zweitligisten. Der Fanladen St. Pauli, eines von 57 vereinsunabhängigen Fanprojekten in Deutschland, hatte die Aktion beim Heimspiel gegen RB Leipzig am 12. Februar 2016 initiiert.

Mit dem Preis ausgezeichnet werden seit 2005 Personen, Initiativen und Vereine, die sich als Aktive auf dem Fußballplatz, als Fans im Stadion, im Verein und in der Gesellschaft für Demokratie, Menschenrechte sowie den Schutz von Minderheiten einsetzen.

„Der Fußball ist Spiegelbild der Gesellschaft, leider auch zum Teil ihrer negativen Erscheinungen wie Rechtsextremismus, Diskriminierungen und Rassismus“, sagte Reinhard Grindel im Anschluss an die zweistündige Jurysitzung in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main. „Mit dem Julius Hirsch Preis würdigen wir die vorbildliche Arbeit von vielen Menschen im und um den Fußball, die klar Position gegen jede Form von Diskriminierung, auch gegen Homophobie oder Antisemitismus, beziehen.“
Dr. Reinhard Rauball gehört seit der ersten Verleihung der Jury des Julius Hirsch Preises an. Der Präsident des Ligaverbandes sagte: „Es leben kaum noch Zeitzeugen, die den nachfolgenden Generationen die ganze Unmenschlichkeit der Judenverfolgung vermitteln können. Der Julius Hirsch Preis hat sich zu einem sehr geeigneten Forum für die vielfältigen Möglichkeiten der Erinnerungsarbeit im Zeichen des ‚Nie Wieder‘ im Fußball entwickelt.“

Die Jury vergab den zweiten Preis an den Berliner Verein „Fußballfans gegen Homophobie“ für dessen nachhaltiges und sichtbares Engagement gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit. In mehr als 150 Stadien national und international war das markante Vereinsbanner mit dem Kussmotiv zweier Fußballspieler in den vergangenen fünf Jahren aufgespannt. Flankiert wird das Engagement durch Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit.
Der dritte Preis ging an das Willibald-Gluck-Gymnasium im bayerischen Neumarkt. Nach mehr als einjähriger Vorbereitungszeit hatte eine von mehr als 1500 Schülern des Gymnasiums und der Schwarzachtal-MIttelschule gestaltete Projektwoche sich im Februar 2016 mit der NS-Vergangenheit des Fußballs und mit aktuellen Diskriminierungsphänomenen beschäftigt. Die Jury hob die Projektwoche als modellhaft für andere Schulen hervor. Die Auszeichnungen werden am 10. Oktober in Hannover am Vorabend des WM-Qualifikationsspiels gegen Nordirland verliehen.

Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags, dem 27. Januar, hatte der Fanladen St. Pauli sich in diesem Frühjahr bereits zum achten Mal am „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ beteiligt, unter anderem durch mehrere Vorträge. Besonders öffentlicher Abschluss des Programms war dann das Auflaufen der Spieler mit dem Trikotslogan „Kein Fußball den Faschisten“. Der FC St. Pauli ist der erste und bislang einzige Lizenzverein, der für die Erinnerung an die Opfer des Holocaust die Trikotfläche nutzte. Mit der Auszeichnung des Fanprojekts verbindet die Jury auch die Würdigung des außergewöhnlichen anti-rassistischen Engagements von Verein und Fans über viele Jahre.
Mit 146 Eingängen verzeichnete der DFB im zwölften Jahr der Preisverleihung die zweithöchste Bewerberzahl. Der Preis, dessen Jury auch ein Enkel von Julius Hirsch angehört, wird seit 2005 jährlich im Namen des siebenmaligen Nationalspielers verliehen, der 1933 aus der Zeitung erfahren musste, dass die süddeutschen Spitzenvereine den Ausschluss aller jüdischen Mitglieder beschlossen hatten. 1943 wurde Julius Hirsch in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und kehrte nicht zurück. – Text: DFB.de

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