Interview mit der Jugendspielerin des Jahres Svea Stoldt

Svea Stoldt ist Jugendspielerin des Jahres 2022 im HFV

Am 29.08.2022 wurde Svea Stoldt als Jugendspielerin des Jahres 2022 auf dem HFV-Jahresempfang geehrt. Wegen eines DFB-Einsatzes in Madrid konnte sie leider nicht persönlich die Trophäe in Empfang nehmen. Das tat dann stellvertretend ihre Mutter. Vorher führte HFV-Verbandstrainerin Magdalena Schiefer mit ihrer Auswahlspielerin, die in der Jugend für den SV Börnsen, den SC Wentorf und TSV Glinde auflief und jetzt bei den Frauen des HSV kickt, ein kurzes Interview.

Stefanie Stoldt nahm die Trophäe für ihre Tochter aus den Händen von HFV-Verbandstrainerin Magdalena Schiefer entgegen – Foto Gettschat

Wer war Deine erste*r Trainer*in bzw. wie bist Du zum Fußball gekommen?

Zum Fußball bin ich durch einen Schulfreund gekommen. Ich war 6 Jahre alt und war bei ihm zuhause. Er hatte dann Fußballtraining um 18 Uhr. Es gab 2 Möglichkeiten. Ich fahr nachhause oder komme mit. Und von da an ging es los und ich bin immer mit zum Training gegangen. Meine ersten Trainer hießen Dirk Zengeley und Jörn Zwalinna.

Was hast Du für Dich in den zurückliegenden Jahren gelernt?

Dass man niemals aufgeben sollen. Und egal welche Rückschläge, Gegentore oder Verletzungen, kommen, dass man immer weiter machen sollte. Beispiel: im EM-Finale gegen Spanien stand es bis zur 84. Minute 2:1 für Spanien. Und dann haben wir das 2:2 geschossen und es ging ins Elfmeterschießen. Das wollten wir alle gewinnen und als Jella Veit (Anmerkung MS: Hamburgerin und ehemalige HFV-Spielerin) den ersten Ball mit Vollspann reingedonnert hat, da war allen klar, dass wir gewinnen werden.

Welche Bedeutung hatte die HFV-Auswahl an deiner Entwicklung?

Eine große Bedeutung. Durch die Auswahl bin ich zum DFB gekommen. Ohne die Auswahl wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Ich konnte mich mit den besten Spielerinnen Hamburgs messen. Es war auch das erste Mal, dass ich mit Mädchen in den fußballerischen Austausch gekommen bin. Ich finde es auch super, dass die Auswahl 1x die Woche trainiert. Das sorgt für ein schönes Zusammenspiel untereinander und bindet das Team.

Welchen Tipp hast Du für Nachwuchsspielerinnen, welche Techniken im Top-Segment von Bedeutung sein werden?

Das Spielverständnis und die Spielübersicht haben eine wichtige Rolle im Fußball. Man sollte das Spiel verstehen und am besten, direkt zwei Schritte weiterdenken. Auch der Torschuss ist enorm wichtig, sowie auch die Physis. Durch das athletische Krafttraining wird man schneller und wendiger und schützt sich vor Verletzungen.

Was ist deine persönliche Stärke im Spiel?

Spielverständnis, Spielübersicht, Torschuss und meine Zweikampfstärke.

Spielübersicht bei der U17-EM gegen Slowenien – Foto: Getty Images

Wie wichtig ist Dir Teamgeist?

Sehr wichtig. Ohne Teamgeist im Team kann man gar nichts schaffen. Nur das Zusammenspiel und die gegenseitigen Pässe nach vorne, sorgen dafür, dass ein Tor geschossen werden kann. Wenn eine Mitspielerin aus der Reihe tanzt, dann kann es nicht so funktionieren wie es sollte. Für mich persönlich ist es auch wichtig, weil ich gerne Spaß beim Spielen mit dem Team auf dem Platz habe. Neben dem Platz macht es mir auch Spaß, mich mit meinen Mitspielerinnen zu unterhalten und auch zu lachen.

Was war für Deinen sportlichen Werdegang der entscheidende Impuls?

Die erste DFB-Einladung 2018. Als jüngerer Jahrgang wurde ich bereits eingeladen und wurde zunächst im Perspektivlehrgang gefördert.

Vor was sollten sich talentierte Spielerinnen am meisten abschotten/schützen um Erfolg zu haben?

Vor Überheblichkeit und Neid. Wenn man höher spielt als andere, sollte man nicht so tun, als ob man was Besseres wäre. Man sollte auch nicht neidisch auf andere sein, sondern versuchen sie als Vorbild zu sehen und dasselbe zu schaffen. Den Erfolg anderer als Ansporn nehmen.

Wie können sich Spielerinnen am meisten vor Verletzungen schützen?

Durch viel Athletiktraining in allen Bereichen. Gerade auch im Bereich des Kniegelenks. Vor dem Training sollte man sich aufwärmen und in eine kurze Aktivierung kommen. Man soll sich auch von einem guten Physiotherapeuten behandeln lassen, auch wenn keine Verletzung vorliegt, sondern sich auflockern lassen und es als Regenerationseinheit sehen. Es ist auch wichtig auf den Körper zu hören. Wenn es „zwickt“, sollte man es den Trainer*innen, Physios oder Ärtzt*innen melden.

Was hast Du am Umgang mit Dir von Seiten der Trainer*innen am meisten schätzen gelernt?

Die allgemeine Unterstützung, auch neben dem Fußballplatz. Zum Beispiel wurde mir geholfen, den Leistungssport gut mit der Schule zu verbinden. Mich bringt es auch weiter im Training, wenn ich gelobt werde. Weil ich dann auch weiß, dass es eine gute Aktion war und ich diese dann auch im Spiel bringen kann.

Was wäre noch wichtig für die Vereine und den Verband, um bessere Bedingungen für talentierte Spielerinnen zu schaffen?

Da fehlt Geld. Ich finde es schon unfair, wie die Frauen und Männer ungleich behandelt werden. Die Investitionen müssen größer werden. Man redet ja auch über den Fußball, und viele denken dann an die „Männer“ und bei den Frauen muss man gefühlt immer „Frauenfußball“ sagen. Frauen müssten mehr Bedeutung von den Medien bekommen. In England haben die Frauen mehr Anerkennung als in Deutschland. Ich wurde Europameisterin und es wurde leider medial nicht gezeigt. Bei den Jungs wäre es sicher anders gewesen. Da wünsche ich mir mehr Anerkennung für meinen Sport.

Wie wichtig schätzt du deine Erfahrungen als Spielerin im Juniorenbereich ein?

Es ist was ganz anderes als der Fußball im Mädchenbereich. Es ist schneller und körperbetonter. Man muss nochmals mehr geben, um an seine Grenzen zu kommen. Es ist schwieriger, aber es hat mich gepusht. Es war eine bedeutende Erfahrung und Zeit, denn wenn jemand schneller als ich war, bin ich drangeblieben und habe mich dann so verbessert.

Tanz mit dem Ball – Foto HFV

Mit welchen Stärken wird eine talentierte Spielerin heute U Nationalspielerin?

Mit Spielverständnis. Es ist wichtig, dass man die nächsten Aktionen liest und die Situationen richtig erkennt. Was auch wichtig ist und worauf die Nationaltrainerinnen achten, ist die Willensstärke. Sie schauen, wie die Reaktionen bei Gegentoren sind. Bleibt man dran und motiviert man sein Team oder nicht.

Danke und guten weiteren Verlauf wünscht der HFV!

HFV-Verbandstrainerin Magdalena Schiefer mit ihrem Schützling Svea Stoldt – Foto HFV
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