HFV-Ehrenamt in der Corona-Krise


Der Alltag in der Coronakrise

Mike Gielow

Die Corona-Krise beschäftigt uns alle. Das Kontaktverbot, die Einschränkungen im Alltag und der Fußball fehlt allen Generationen sehr. Wir haben euch – die Ehrenamtlichen des Hamburger Fußball-Verbandes – darum gebeten, uns eure Erfahrungen während der Corona-Krise zu schildern.

Der Alltag hat sich bei dem Großteil der Menschen in den vergangenen Wochen radikal verändert. Einige gehen weiterhin zur Arbeit, andere sind seit vielen Wochen im Home-Office tätig. Ritualisierte Abläufe wie der Gang ins Fitnessstudio, ins Kino, ins Restaurant oder auf den Fußballplatz sind derzeit nicht denkbar.
Der Großteil der Befragten befindet sich im Home-Office und kann dadurch den Kontakt zu potentiell Infizierten verringern und Mitmenschen, insbesondere Risikogruppen, schützen.
Mike Gielow, der im Verbandsgericht des HFV tätig ist, sagt zu den Auswirkungen auf sein Arbeitsleben: „Ich bin Ausbilder an der Akademie der Polizei und zur Zeit grundsätzlich im Home-Office. An der Akademie findet momentan kein Präsenzunterricht statt. Für Klausuren oder Prüfungen kommen die SchülerInnen aber zur Akademie und dann bin ich natürlich auch anwesend. Außerdem sind wir Ausbilder teilweise in Präsenzaufträgen wieder auf der Straße im Einsatz.“
Andere Ehrenamtliche sind weiterhin im Büro im Einsatz. Jan Hendrych, ehrenamtlicher Honorarreferent, fährt wie bisher täglich zur Arbeit ins Finanzamt, da der Betrieb der Steuerverwaltung nur begrenzt im Home-Office zu erledigen ist.
Indre Berendes, ebenfalls Honorarkraft, nutzt die Zeit im Home-Office, um neue Seminare zu entwickeln und vorhandene Präsentationen und Schulungsmaterialien zu überarbeiten.
Auch die Arbeit von Rolf Ludwig ist während der Coronakrise definitiv nicht eintönig. Der im Verbands-Jugendausschuss Tätige sagt über seinen Arbeitsalltag: „Als Mitarbeiter in der Sportabteilung des Bezirks Harburg fahre ich derzeit ein Modell, bei dem ich an zwei Tagen im Home-Office bin und an den anderen drei Tagen im Büro arbeite bzw. die hiesigen Sportanlagen bereise, um mit den dortigen Platzwarten zu besprechen, was man in der gegenwärtigen Situation sinnvoll auf den Anlagen tun kann. Durch diesen Wechsel zwischen Innen- und Außendienst gestalten sich die Tage recht abwechslungsreich.“  

Vor allem die alltäglichen Freizeitbeschäftigungen haben sich in den letzten Wochen drastisch verändert. Björn Schütte vom Spielausschuss berichtet: „Für mich hat sich die Coronakrise dahingehend bemerkbar gemacht, dass ich meinen Hobbys nur noch eingeschränkt nachgehen kann. Ich spiele selber noch aktiv im Verein Fußball. Außerdem gehe ich gerne mal schwimmen und ins Fitnessstudio. All diese Dinge kann ich nun nicht mehr machen. Einzig das Joggen ist mir geblieben. Das mache ich nach wie vor. Dazu kommt natürlich das Treffen mit den Freunden am Wochenende oder einfach mal durch ein Einkaufszentrum schlendern.“ Hier zeigen sich Einschnitte, von denen alle Befragten berichten. Gerald Grasse, Mitglied im DFB/NFV-Ausschuss, sehnt sich neben dem Fußball auch nach den gewohnten Restaurant-, Kino- und Kneipenbesuche.

Im Grunde wäre ja jetzt ausreichend Zeit für die ehrenamtliche Arbeit im HFV und im Verein. Nun stellt sich die Frage, inwiefern die Coronakrise die ehrenamtliche Arbeit beeinflusst. Die Antwort hierauf war eindeutig. Die ehrenamtlichen Arbeiten im Verband und im Verein sind nahezu komplett auf Eis gelegt. Wolfgang Schwarze vom Jugend-Rechtsausschuss berichtet, dass die ehrenamtliche Tätigkeit im Jugend-Rechtsausschuss sowie in der Arbeitsgruppe „3 Ecken – 1 Elfer“ ruht. Und auch Volker Tausend aus der Kommission Ehrenamt erzählt, dass alle Sitzungen und Ehrungen im HFV abgesagt wurden und er bis auf Videokonferenzen im Verein keine ehrenamtliche Arbeit auf dem Tisch hat. Anders zeigt es sich im Spielausschuss, denn dort müsse man sich auf die Zeit nach den Einschränkungen vorbereiten und mögliche Szenarien entwickeln. Die Sitzungen finden natürlich virtuell statt, bestätigt Andreas Hammer. Im Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball, in dem Hartmut Garz aktiv ist, finden in der momentanen Situation ebenfalls Videokonferenzen statt. 

Und auch wenn der Honorarreferent Jasper Werth die Lehrgänge und den Fußball wie wir alle sehr vermisst, bringt er auf den Punkt, dass die Maßnahmen richtig und alternativlos sind, denn die Gesundheit aller steht an erster Stelle.

Was wir alle in dieser Zeit mehr haben? Zeit. Wie wird diese von den Ehrenamtlichen des HFV genutzt?
Thomas Zeißing aus dem Ehrenrat nutzt die Zeit und liest viel. Gerald Grasse gibt zu, dass er abends gerne zur „Couchpotato“ mutiert, nachdem er tagsüber mit seiner Mutter spazieren war. Honorarreferent Christoph Kroll hat durch die Krisensituation viel Zeit, um regelmäßig zu joggen.
Günther Adermann aus dem Bezirks-Schiedsrichterausschuss Bergedorf pflegt in der gewonnenen Zeit seine Partnerschaft und duelliert sich gerne bei Gesellschaftsspielen. Gesellschaftsspiele haben auch Indre Berendes und ihre Familie wieder für sich entdeckt. Außerdem berichtet sie: „Fahrradtouren und Spaziergänge an der Elbe gehören zur täglichen Routine dazu. Wobei eigentlich der morgendliche Kaffeemoment für mich alleine das Schönste in dieser Zeit ist. Wenn alle noch schlafen und die Natur gerade erst erwacht.“
Auch wir können nur nochmal an jeden einzelnen appellieren, das Positive aus der Zeit mitzunehmen, die kleinen Dinge mit der engen Familie wertzuschätzen und zuhause zu bleiben, um die Situation so schnell wie möglich zu entspannen. 

Bis es soweit ist, schwelgen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in Erinnerungen, an Zeiten, in denen sie mehrmals die Woche auf und neben dem Fußballplatz standen. Rolf Ludwig äußerte sich auf die Frage, was er am meisten vermisse: „Selbstverständlich wünsche ich mir lieber heute als morgen die Normalität mit all ihren Fußballmomenten und -erlebnissen zurück, aber unter den gegebenen Umständen gebe ich mir (noch) keinen Freiraum, eine imaginäre Liste, was ich am meisten vermisse, vor dem geistigen Auge zu erstellen.“
Bei Mike Gielow, Jasper Werth, Hartmut Garz, Thomas Zeißing sowie anderen Befragten ist das schon der Fall. Sie vermissen es auf dem Platz zu stehen, Kontakt mit den Mitspielern in der Kabine zu haben, nach dem Training gemütlich zusammenzusitzen oder sich Amateur- und Profifußball anzugucken. Jan Hendrych sagte dazu: „An dem Thema Corona kommt man aktuell in keinem Gespräch vorbei. Daher vermisse ich besonders die Diskussionen über Fußball mit Freunden und im Büro, die aufgrund der Spielpause im Profifußball ausbleiben.“

Die Krisenzeit schweißt die Menschen zusammen. In vielen Situationen des Alltags kommt das Gefühl auf, dass die Menschen freundlicher und verständnisvoller sind. Viele Sportler engagieren sich sozial, wie z.B. Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die die Initiative „We kick Corona“ gründeten und so schon viel Geld sammeln konnten. So auch Simon Zoller, der dazu aufruft, die eigene Rückennummer zu spenden und damit schon tausende Euros für den Amateurfußball gesammelt hat. 

Es stellt sich die Frage, ob die aktuelle Situation den Fußball verändern wird, ob es zu weniger Hass und mehr Verständnis und Empathie führt, weil die Menschen den Fußball bzw. den Sport mehr zu schätzen wissen.
Wolfgang Schwarze hofft, dass diese Krise einige Sportbegeisterte zum Nachdenken in ihrem Handeln gegenüber den Funktionsträgern, Spielern und Zuschauern bringen wird.
Günther Adermann befürchtet das Gegenteil und sagt: „Ich fürchte eher das Gegenteil, da sich in der Zwischenzeit eine Menge an Aggressionen aufgestaut hat und nicht abgebaut werden konnte. Hoffen tue ich natürlich, dass der Fußball wieder mehr als Sport angesehen wird, den alle Beteiligten als gemeinsames Hobby ansehen und einen fairen und sportlichen Umgang miteinander pflegen.“
Auch Jasper Werth kann sich nur schwer vorstellen, dass die Krise einen Einfluss darauf hat, den Fußball fairer werden zu lassen. Menschen, die schon vorher Hass und Gewalt mit ins Stadion gebracht haben, sind jetzt nicht gebildeter und einsichtiger, sodass sie ihr Verhalten in Frage stellen würden.
Björn Schütte denkt nicht, dass sich der Fußball in der Hinsicht verändern wird, glaubt aber, dass viele den Sport mehr zu schätzen wissen, weil sie nun das Gefühl kennen, wie es ohne ist.

Die Solidarität in der Gesellschaft scheint in der Krisenzeit zuzunehmen und die Hoffnung bleibt bei allen Ehrenamtlichen, dass dies bestehen bleibt und einen positiven Einfluss auf unseren Sport hat.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen zu Geduld und Disziplin aufgerufen. Steinmeier nannte die Pandemie „eine Prüfung unserer Menschlichkeit“ und wünscht sich, dass Hilfsbereitschaft und Solidarität auch nach der Krise erhalten bleiben.
Zum Abschluss haben die Ehrenamtlichen des HFV ihre Wünsche geäußert, was die Menschen aus dieser Krise mitnehmen und lernen sollten. Volker Tausend, Hartmut Garz und viele weitere wünschen sich mehr Gelassenheit und Verständnis unter- und miteinander. Sie hoffen, dass das soziale und gesellschaftliche Engagement zunimmt und es zur Abnahme von Neid und Missgunst kommt. Jeder sollte erkennen, dass die Natur und das Leben etwas Einzigartiges ist, das jeder zu pflegen hat – sei es durch Nächstenliebe, Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft. Jeder einzelne sollte das Leben mehr zu schätzen lernen und sich die vielen kleinen positiven Dinge vor Augen halten.
Jeder für sich und wir alle gemeinsam. 

Vielen Dank an Jan Hendrych, Christoph Kroll, Indre Berendes, Wolfgang Schwarze, Volker Tausend, Andreas Hammer, Gerald Grasse, Mike Gielow, Rolf Ludwig, Björn Schütte, Günther Adermann, Jasper Werth, Hartmut Garz und Thomas Zeißing, die sich die Zeit nahmen unsere Fragen zu beantworten.

Text: Ayat Mohamad

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