Es war eine Rückkehr in bekannte Gefilde und Lutz Wagner erklärte eingangs seines Vortrags, wie wohl er sich als ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter immer in Hamburg, sowohl beim FC St. Pauli als auch beim HSV, gefühlt habe.
Bei einem damals wichtigen Spiel um den Klassenerhalt war der ehemalige Bundesliga-Schiri am Millerntor an der Pfeife: Am 26. Mai 2000 im letzten Saisonspiel gegen RW Oberhausen ging es um den Klassenerhalt in der 2. Liga. Bis zur 90. Min. führte RWO mit 1:0, ehe in der 90. Min. Marcus Marin das rettende 1:1 gelang. „Da habe ich natürlich sofort abgepfiffen“, sagte ein verschmitzt lächelnder Wagner, „besser konnte es ja nicht laufen“, und lacht, nachdem er die Szenen per Video nochmal präsentiert hatte!
Björn Struckmann, Obmann des BSA Unterelbe, hatte mit seinen Mitstreiter*innen aus dem Bezirksvorstand (Jacqueline Herrmann, Ina Butzlaff und Rasmus Renner) die Idee, den Schiedsrichter-Lehrwart des DFB nach Hamburg zu holen und diese Veranstaltung auch Schiedsrichtern aus den anderen sieben Bezirks-Schiedsrichter-Ausschüssen (BSA) anzubieten. So kamen am 28. Februar 2022 nahezu 200 Schiedsrichter*innen von jung bis alt im Ballsaal des Millerntor-Stadions (Danke an den FC St. Pauli!) zusammen und erlebten einen Lutz Wagner in Hochform.
Eineinhalb Stunden hingen die Anwesenden an den Lippen des 58-jährigen, der mit diversen Videosequenzen aus vielen Ligen der Welt gestenreich untermalen konnte, wie professionell mittlerweile auf DFB-Ebene gearbeitet wird und wie Fehler gemacht werden und vermieden werden können. „Wie gesagt“, so Wagner, „die Wahrheit liegt auf dem Platz. Man sollte auf möglichst viele Eventualitäten vorbereitet sein und Regelsicherheit ist Grundvoraussetzung neben der sportlichen Fitness.“
Natürlich war auch das Nordderby HSV – Werder ein Thema, denn Lutz Wagner war live bei dem Spiel als Schiedsrichter-Beobachter dabei und konnte anhand der Videos und der herrschenden Regelauslegung schlüssig erklären, warum z.B. die beiden Handelfmeter und das nicht gegebene Tor von Glatzel richtige Entscheidungen des Schiedsrichters waren. „Die Regeln werden von FIFA und UEFA vorgegeben. Wir sind nur die Ausführenden“, so Wagner.
Interessante Erkenntnis für alle: Nur 7,5 % aller 48.241 deutschen Schiedsrichter*innen pfeifen Bezirksliga und höhere Ligen. Somit gehören Schiedsrichter*innen, die Bezirksliga pfeifen, den Zahlen nach, zu den Top-Schiedsrichter*innen Deutschlands. Und all die aktiven Schiedsrichter*innen müssen eine Fülle von Komponenten beachten, sie müssen am besten sekundenschnell „Erahnen (Antizipieren), Erkennen, Bewerten und Entscheiden“ – und im Idealfall sollte die Entscheidung dann auch richtig sein!
Viel Beifall gab es am Ende einer Glanzstunde des Hamburger Schiedsrichter-Wesens und alle, die dabei waren, werden diesen beeindruckenden Abend mit Lutz Wagner nicht vergessen!
C. By.