Hamburg braucht ein Stadion mittlerer Größe

HFV-Präsident Christian Okun im Interview

HFV-Präsident Christian Okun setzt sich für ein drittligataugliches Stadion ein – Foto Gettschat

Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) hat sich klar positioniert und fordert ein drittligataugliches Stadion für Hamburg. Nun gab es Irritationen durch diverse unterschiedliche Äußerungen. Über dieses Thema sprach HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki mit HFV-Präsident Christian Okun 

Schon länger steht die Forderung nach einem drittligatauglichen Stadion im Raume. Wie sollte so ein Stadion aussehen? 

Bereits im Sommer letzten Jahres haben wir mit dem Sportamt Gespräche geführt und Unterlagen übergeben, die eine Betrachtung eines Regionalliga-Stadions zum Inhalt hatte. Die Sportstadt Hamburg hat neben den Stadien im Volkspark und am Millerntor kein geeignetes Stadion, um Spiele der Regionalliga, aber auch der 3. Liga, Junioren-Bundesligen, Frauen-Bundesligen, Frauen- oder Juniorennationalmannschaften austragen zu können. Die Kosten, die in den beiden großen Stadien bei Partien dieser Größenordnung anfallen, werden nicht durch Zuschauereinnahmen gedeckt werden können. Daher haben wir immer gesagt, dass Hamburg ein Stadion mittlerer Größe für diese Spiele benötigt. 

Wer könnte und sollte so ein Stadion in Zukunft nutzen? 

Neben den bekannten ambitionierten Vereinen aus Altona und Wandsbek hat beispielsweise auch der Hamburger SV für seine Frauenmannschaft eine Herausforderung mit einer geeigneten Spielstätte. Sollten die angepeilten Aufstiege in die 2. und auch die 1. Frauen-Bundesliga klappen, sind die Spielorte auf dem Gelände in Norderstedt nicht mehr gut geeignet. Des Weiteren gibt es beim FC St. Pauli ebenso Pläne für einen Aufstieg der Frauenmannschaft. Im Übrigen spielt der ETV mit seiner Juniorenmannschaft in der Bundesliga; auch ohne richtige Heimat von entsprechendem Format. Neben den regelmäßigen Meisterschaftsspielen gibt es auch Bedarfe für Länderspiele des DFB im Frauen- und Junioren-Bereich. Ob auch andere Sportarten, wie z.B. American Football, dieses Stadion nutzen wollen, ist ebenso zu überlegen. 

Warum besteht der Eindruck, dass die Sportstadt Hamburg diese Forderung nicht unterstützt? 

Nach den Äußerungen der Vertreter der Stadt in den letzten Tagen, drängt sich der Eindruck auf, dass die Bedarfe für ein mittelgroßes Stadion in Hamburg nicht gesehen werden. Im Kern geht es bei der Planung am Diebsteich im Moment zunächst und ausschließlich um das Planungsrecht und noch überhaupt nicht um eine Baugenehmigung. Dass im Rahmen eines Aufstellungsverfahrens nach dem Baugesetzbuch Anhörungen stattfinden und Anmerkungen gemacht werden, ist gesetzlich vorgeschrieben. Umso unverständlicher erscheint es, dass hier seitens der Stadt medial gegen diese Meinungsäußerung vorgegangen wird. 

Was steckt hinter der Forderung, das neue Stadion am Diebsteich, das Altona 93 anstatt der Adolf-Jäger-Kampfbahn beziehen soll mit einer größeren Zuschauerkapazität als 5.000 zu bauen? 

Den Interessen, dass Altona 93 das Stadion am Diebsteich als Hauptnutzer belegt, spricht nichts entgegen. Das Gegenteil ist der Fall. Der AFC hat seine Traditionsspielstätte zugunsten von Wohnungsbau aufgeben. Dafür muss mindestens adäquater Ersatz her. Allerdings sollte mit Weitsicht gebaut werden. Wenig Verständnis habe ich dafür, dass die Besonderheiten einer Versammlungsstätte mit mehr als 5.000 Zuschauern einfach vom Tisch gewischt und nicht nachhaltig gelöst werden. Die geplanten Bürobauten sollten zu Gunsten von Zuschauerplätzen genutzt werden. Allerdings geht es nicht nur um die Zuschauerkapazitäten. In der öffentlichen Vorstellung der Pläne, ist wenig zu den notwenigen Aufstellflächen für Mannschaftsbusse und TV-Übertragungsfahrzeuge gesagt worden. Aus meiner Sicht ergibt ein Stadion ohne Perspektive für Hamburg insgesamt und auch für andere Sportarten und Veranstaltungen kaum einen Sinn. Dass die Vertreter der Stadt nun versuchen, die handelnden Personen aus den Vereinen und den Verband gegeneinander auszuspielen, ist leider sehr traurig. 

In Altona und Ottensen gibt es mit Altona 93 und Teutonia 05 zwei unmittelbare Nachbarn mit Ambitionen höherklassigen Fußball zu spielen. Welche Rolle spielt der HFV in diesem Nachbarschaftsduell? 

Dass hier offensichtlich unterschiedliche Vereinskulturen einer gemeinsamen Stadionnutzung vermeintlich entgegenstehen, ist sehr bedauerlich. Wichtig ist in jedem Fall zu bestätigen, dass Altona 93 die Hauptnutzungsrechte behalten muss. Die sportliche Nutzung durch andere Vereine sollte schon wegen der Überparteilichkeit des Sportes und dem großen Nutzen für den gesamten Bezirk aber nicht ideologisch einfach ignoriert werden. 

Wie soll es jetzt weitergehen? 

Für den sportlichen Wettbewerb und die Nutzung der Spielstätte, würde ich es sehr begrüßen, wenn die beteiligten Vereine versuchen, einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden. Der HFV sollte dabei vermitteln. Bezüglich des Planrechtes sollten die Abgeordneten der Bürgerschaft alles möglich machen, die Grundlage zu schaffen, ein mittelgroßes Stadion in Hamburg zu bauen. Wenn das in Altona nicht möglich ist, dann an einem anderen Standort. 

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