In der Diskussion über Homosexualität im Profifußball hat sich der Teammanager des Hamburger SV, Marinus Bester, für ein kollektives Coming-Out ausgesprochen. Der 44-Jährige äußerte sich als Gastredner bei der Siegerehrung des StartschussMasters in Hamburg. Das nach Veranstalterangaben größte schwule Fußballturnier Deutschlands ging mit einem Sieg des GFC Friends Prague zu Ende.
Bester sagte bei der Siegerehrung am Samstagabend im Rathaus, der Hamburger SV habe sich mit einem möglichen Coming-Out eines Profis schon befassst. Gleichzeitig räumte der 44-Jährige ein, dass er den Bundesligaclub derzeit noch nicht auf ein solches Szenario vorbereitet sieht. Das Medien-Echo wäre riesengroß, vieles würde abgewogen auf dem Rücken dieses Spielers. „Ich möchte, sofern wir etwas beeinflussen können, diesen Spieler niemals alleine mit dieser Situation konfrontiert sehen“, sagte Bester. Für den HSV müsse er eingestehen, dass dafür noch vieles zu tun sei. „Wir werden uns dieses Themas weiterhin annehmen“, versprach Bester. Im August hatte der Bundesliga-Club die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld initiierte „Berliner Erklärung“ gegen Homophobie im Sport unterschrieben.
Der HSV-Teammanager sagte, ihm selbst sei kein aktiver schwuler Bundesliga-Profi bekannt. „Vielleicht ist man ja untereinander vernetzt. Ich würde es mir wünschen, dass sich mehrere Profis einen Spieltag aussuchen und sagen: ‚Hallo, wir sind schwul!'“ Natürlich gäbe es einige Vorbehalte, aber dies wäre möglicherweise der Ruck, das Schwulsein im Profisport zu etablieren. „Es ist normal, es ist nichts besonderes, es ist nichts Abartiges“, so Bester. Es sei klasse, dass die Teilnehmer des StartschussMasters zum Schwulsein stünden und dies auch nach außen trügen. Zum Ende seiner Rede rief Bester den Freizeitfußballern zu: „Ich bin hetero, das finde ich gut – und Ihr seid alle schwul, das finde ich viel besser.“ Gemeinsam mit dem Präsidenten des Hamburger Fußball-Verbandes, Dirk Fischer, und dem Schirmherrn des Turniers, dem Bürgerschaftsabgeordneten Farid Müller, überreichte der frühere Bundesligaspieler den drei
Sie überreichten die Pokale (v. lks.): Farid Müller, Marinus Bester und Dirk Fischer
Am StartschussMasters im Sportpark Öjendorf nahmen 16 Mannschaften mit rund 150 Spielern aus Deutschland, England, Schweden, Italien und Tschechien teil. Von der ersten Minute an zeigte der Vorjahressieger Friends Prague Siegeswillen und erwischte einen Einstand nach Maß: Im ersten Gruppenspiel fertigten die Tschechen die Frankenbolzer Nürnberg mit einem 10:0 ab. Die Prager trumpften mit Spielwitz, technischer Finesse und robustem Körpereinsatz auf und beendeten die Vorrunde mit sage und schreibe 24 Toren und nur einem Gegentreffer in drei Spielen. Erst im Halbfinale wurde es für den Titelverteidiger eng, doch auch gegen den Vorjahresfinalisten Blu Angels (ein Allstar-Team von schwulen Spielern aus verschiedenen Städten Deutschlands) setzten sich die Friends Prague mit 5:4 durch. Das Finale gegen Team München entwickelte sich zum Krimi: Nach einer 2:0-Führung schien der Sieg der Tschechen schon sicher, doch dann konnten die Streetboys aus der bayerischen Landeshauptstadt mit einem Doppelschlag innerhalb weniger Minuten ausgleichen. Die Entscheidung fiel im Neunmeterschießen, das die Friends Prague für sich entschieden (Endstand 6:5). Die Mannschaft gewann das Hallenfußballturnier damit das dritte Mal in Folge.
Der schwul-lesbische Sportverein Startschuss SLSV Hamburg e.V. veranstaltete das Turnier bereits zum neunten Mal und bietet stets ein umfangreiches Rahmenprogramm. So fand in der Szenekneipe „Wunderbar“ im Stadtteil St. Pauli die Eröffnungsparty mit Auslosung der Gruppen statt, nach der Siegerehrung im Rathaus gab es ein gemeinsames Abendessen, und mit einem Brunch am Sonntagvormittag klang das Turnier aus.