Coolnesstag zweier Mannschaften

Am 04. September 2015 fand auf dem Sportplatz Beethovenstraße das Derby der B-Junioren-Oberliga zwischen UH-Adler und USC Paloma statt. Ein normales Spiel, welches schließlich, friedlich und wohl auch leistungsgerecht 1:1 endete. Viele Spieler kennen sich, gehen sogar gemeinsam zur Schule. Nur drei Verwarnungen zeigten eigentlich ein faires Spiel. Eigentlich. Denn nach dem Spiel ereigneten sich Vorfälle zwischen den Mannschaften und weiteren auf dem Platz befindlichen Personen, die so überhaupt nichts auf dem Fußballplatz zu suchen haben.

Von leichten Provokationen bis hin zu rassistischen Beleidigungen; von leichter Schubserei bis hin zu Faustschlägen soll alles dabei gewesen sein, was wir auf Sportplätzen nicht sehen wollen.
Alle Beteiligten waren ob der Vorfälle arg geschockt und baten den Verband um Hilfe, da sich die Trainer und Betreuer mit dieser Situation auch überfordert fühlten. Dieser Hilferuf gelangte post-wendend zum Gewaltpräventionsteam. So schnell war die Idee eines gemeinsamen Coolnesstages mit beiden Mannschaften geboren.
Am 18. Oktober 2015 fanden sich dann beide Mannschaften, ihre Trainer und Betreuer sowie die HFV – Präventionstrainer Carsten, Michael, Christian und Willy in der HFV Sportschule ein, um dieses neue Projekt zu leiten.
Der Coolnesstag wurde eröffnet mit einer kurzen Ansprache durch den Präsidenten des USC Paloma und ehrenamtlichen HFV-Mitarbeiter Dirk Rathke. Anschließend wurden durch Michael zunächst Regeln aufgestellt. Bei Regelverstößen „durften“ dann im weiteren Verlauf einige Spieler sich an Liegestützen ausprobieren. Nach einem kleinen „warm-up“ Spiel, wo wir die Teilnehmer kennen lernen konnten, sowie einer Abfrage, wie hoch das Gewaltpotential in einzelnen Situationen ist, wurden die Gruppen aufgeteilt, um das Spiel aufzuarbeiten. Hierbei wurden die Mannschaften von Beginn an gemischt, so dass das Geschehen in den einzelnen Gruppen von beiden Parteien beleuchtet wurde.

Schwerpunkt war zunächst, das Geschehen aufzubereiten, um anschließend nach Lösungen zu suchen. Hier wurde rege diskutiert und sich ausgetauscht. Mit dem Gewaltbarometer, wie Gewalt eskalieren kann und wann ein „Stopp“ zu setzen ist, ging es dann in die recht frühe in die Mittagspause.
Nach dem Essen wurde im Gesamtplenum ein kurzer Review abgehalten und die Gruppenergebnisse zusammengefügt. Über das „Wutfass“, wann es voll ist und überkocht und wie man das Fass wieder leeren kann, so dass es nicht explodiert, wurden mit den Spielern Handlungsalternativen erarbeitet.
Nach so viel Theorie ging es jetzt endlich auf den Platz, um das theoretisch erarbeitete Verhalten in die Praxis umzusetzen.
Nach einem intensiven Aufwärmprogramm begann das zunächst friedliche Spiel, um dann nach einigen Minuten durch „Provokateure“ gestört zu werden. Diese Provokationen steigerten sich von Mal zu Mal bis hin zu körperlichen Übergriffen. Hier sollten die Spieler zeigen, wie sie sich aus den Situationen retten konnten. Gleichzeitig wurde den Spielern vor Augen geführt, dass ein Spiel mit Aggressivität schlecht läuft und auch keinen Spaß mehr bringt. Aber viele Spieler konnten in einigen Situationen schon gut reagieren. Für die weitere Fairplay-Trainingsarbeit im Verein nahmen auch die Trainer so einige Anregungen mit.
Zum letzten Spielabschnitt gehörte das Spiel „Engelchen – Teufelchen“. Eine Mannschaft musste sich bei jeder Situation loben, die andere, egal ob die Aktion gut oder schlecht war, dieses negativ darstellen. Hier merkten die Spieler dann auch, dass positive Äußerungen zu einem Wohlempfinden beitrug und das Spiel verbesserte, während bei der anderen Truppe der Frust wuchs.
Zum Abschluss gab es noch das Spiel „Reise in die Karibik“, in dem mit Teamgeist eine Lösung für eine fast unlösbare Aufgabe gestellt wurde. Dieses meisterten alle Spieler gemeinsam hervorragend!
Nach diesen praktischen Übungen wurde zum Schluss des langen Tages noch einmal das ganze Geschehen am heutigen Tage, aber auch das am Spieltag zusammengefasst. Michael und Carsten übernahmen die schwierige Aufgabe die wichtigsten Schlussfolgerungen des Tages noch einmal in die Seelen der Spieler „einzumassieren.“ Jeder Spieler sollte sich dann abschließend noch einmal überlegen, wie er das Rückspiel angehen wird.

„Es war eine gelungene Veranstaltung, ich hoffe, dass alle – Spieler, Trainer und Betreuer – etwas mitgenommen haben. Mein Dank gilt den Spielern, die so früh morgens hier aufgeschlagen sind und den vier Coolneestrainern. Mit dieser Veranstaltung, wir nennen sie ab heute: „Coole Teams sind besser drauf!“ ist dem HFV und den Vereinen eine weitere Möglichkeit geboren, Gewaltvorfälle auf Sportplätzen nicht nur mit einzelnen betroffenen Spielern bzw. Mannschaften aufzuarbeiten und einen weiteren Grundstein für mehr „Fairplay“ auf den Fußballplätzen zu legen.
Ich kann den Vereinen nur raten, bei gravierenden Vorkommnissen auch diesen Weg zu gehen. So kann der Fußball in eine richtige Richtung gelenkt werden“ war das abschließende Resümee von Norbert Morawitz, dem Trainer vom USC Paloma.
Wir hatten uns dann nach dem anstrengenden Tag unser Feierabendgetränk auch verdient.

Christian Henkel für das Gewaltpräventionsteam an diesem Tage mit Wilfried Wilkens, Michael Loers und Carsten Wichern

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