Sie haben den Laden am Laufen gehalten. Sie haben Zuversicht verbreitet. Sie haben den Kahn gemacht. Weiter, immer weiter. Sie haben Spiele abgesagt, Plätze gesperrt, Hygienekonzepte entwickelt. Und irgendwann durften sie wieder von vorne anfangen.
Am Samstagabend wurden 100 ehrenamtlich vorbildlich tätige Frauen und Männer im Rahmen einer festlichen Gala im Fußballmuseum in Dortmund geehrt. Es wurde ein Abend mit vielen Dankeschöns.
Im Jahr 1997 zeichnete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erstmals ehrenamtliches Engagement aus, seit vielen Jahren geschieht dies durch das Galadinner des „Club 100“. Die 100 ausgewählten Ehrenamtler*innen am Samstagabend standen für mehr als 1,6 Millionen Menschen, die dafür sorgen, dass überall im Land der Ball rollt.
„Ohne euch hätte es keiner meiner Jungs bis in die Nationalmannschaft geschafft“, ließ der Bundestrainer den „Club 100“ in seiner herzlichen Videobotschaft wissen. Jimmy Hartwig, in den Achtzigern dreimal Deutscher Meister mit dem HSV, kennt das Ehrenamt aus nächster Nähe. Oft ist er in seiner Rolle als DFB-Botschafter bei den kleinen Vereinen zu Gast. „Ich bin für euch da, denn ihr macht einen geilen Job“, versprach er den Geehrten im Saal. Peter Frymuth, im DFB-Präsidium für den Spielbetrieb und damit unter anderem für den Amateurfußball, die 3. Liga und den Pokalwettbewerb zuständig, sprach ebenfalls ein herzliches „Danke“ aus. Außerdem wünschte er sich eine deutlich stärkere Unterstützung durch die Politik. „Ich habe das Thema Ehrenamt und Sportförderung während des Wahlkampfes leider nur in Nebensätzen gehört“, sagte der Düsseldorfer.
Jedes Mitglied des „Club 100“ reiste mit einer Begleitperson nach Dortmund. Vorausgegangen war ein Dankeschön-Wochenende durch den jeweiligen Landesverband. An den Verein selbst schickte der DFB ein Minitor sowie fünf Bälle für die Jugendabteilung. Peter Frymuth hatte noch ein weiteres Geschenk dabei. Üblicherweise trifft sich der „Club 100“ immer am Vorabend eines Länderspiels. Aufgrund der unsicheren Entwicklung bei den Infektionszahlen hatte man in diesem Jahr auf die Kopplung verzichtet. Doch Frymuth versprach: „Wir schicken allen Geehrten zwei Tickets für ein Länderspiel im kommenden Jahr zu.“
Wie unbezahlbar das Ehrenamt tatsächlich ist, verdeutlichte zuletzt eine Studie. Die von zehn Universitäten ermittelten Zahlen belegen, dass die soziale und ökonomische Wertschöpfung durch den Amateurfußball unvorstellbare 13,9 Milliarden Euro pro Jahr beträgt.?Diese astronomische Summe setzt sich aus vielen Einzelposten zusammen, doch schon zwei Beispiele lassen die Dimensionen erkennen. Laut der SROI-Studie senkt Fußballspielen das Erkrankungsrisiko und damit die Gesundheitskosten, wodurch 5,6 Milliarden Euro im öffentlichen Gesundheitssystem in Deutschland eingespart werden. Ein weiterer Faktor: Die 2,1 Millionen Fußballer und Fußballerinnen sowie deren Eltern geben etwa durch Mitgliedsbeiträge, den Kauf von Sportartikeln und für Transport und Verzehr jährlich 4,43 Milliarden Euro aus.
Am Ende des Abends sagten mit Renate Lingor und Benedikt Höwedes nochmal eine Weltmeisterin und ein Weltmeister „Dankeschön“. Die ehemalige Mittelfeldspielerin, die sogar zweimal den begehrtesten Titel holte, dachte an ihre eigenen Anfänge zurück und sagte: „Was ihr leistet, ist phänomenal und die Kinder in den Jugendmannschaften werden euch das nie vergessen.“ Ein gutes Schlusswort. Sie haben den Fußball am Leben gehalten. Und am Samstagabend im Dortmund haben sie sich feiern lassen. Endlich mal wieder.