Buchtipp: Der Trainer für die Knastkicker

Der Trainer für die Knast-Kicker

Das Foto von der Buchtitelseite

»Respekt! Das könnte ich nicht«, sagt Uwe Seeler und gratuliert Gerhard Mewes zur Sepp-Herberger-Urkunde. Eine Auszeichnung, die er für über 30 Jahre als Fußballtrainer in Hamburgs JVA »Santa Fu« erhielt.
Sepp Herberger – Bundestrainer zum WM-Sieg 1954 Bern – hatte Fußball als Resozialisierungs-Programm für Strafgefangene entdeckt. Es ist bis heute der Schwerpunkt seiner Stiftung und wird auch von Uwe Seeler unterstützt. »Uns verbindet das Prinzip der zweiten Chance.« Die beiden kennen sich aus Norderstedt. Gerhard Mewes trainierte den 1. SC Norderstedt und schaffte 1987 den Aufstieg in die Oberliga Nord.

Strafanstalt – Fußballplatz – Mauern – Tatort
1980 erhielt Gerhard Mewes ein ungewöhnliches Angebot von »Santa Fu«, Hamburgs Hochsicherheits-Strafanstalt: Im Rahmen des humanen Strafvollzugs wollte man eine Fußballmannschaft aufbauen und suchte dafür einen ehrenamtlichen Trainer. »Ich konnte nicht nein sagen. Neben meinem Sozialjob im Jugendamt war Fußball mein Leben, ich hatte eine Trainer-Lizenz, war Fußball-Lehrer und Referent im Hamburger Fußball-Verband.« Es dauerte 37 Jahre, bis er damit wieder aufhörte. Kurz vorher erhielt er die Sepp-Herberger-Urkunde. Der Bundestrainer zur WM 1954 hatte das Fußballspiel zur Resozialisierung von Straftätern entdeckt. 
Der Knast-Fußball war Mewes schon zur Gewohnheit geworden, als ihm plötzlich der Zugang zur JVA »bis auf weiteres« verwehrt wurde. Den Grund erfuhr er aus der Zeitung: Mord in Santa Fu!
Ein ehemaliger Schäfer, verurteilt wegen Raubmord in der DDR, hatte erneut gemordet. In der Haftanstalt war er Friseur geworden und hatte Gerhard Mewes einmal und nie wieder den Kopf mehr »geschoren« als frisiert. Man kannte sich also. Das machte Horst Krell (Name geändert) Mut, sich als Gerätewart für die Fußballabteilung zu bewerben.
Als »Einer von draußen« war Gerhard Mewes den Strafgefangenen eine Art Neutrum, bei dem man sich ausquatschen konnte, ohne beim Strafvollzug oder mit Häftlingen in Konflikt zu geraten.
So kommt es, dass Doppelmörder Horst Krell ihm seine Geschichte erzählt. Dass er als Schäfer mehr Geld für seine Familie braucht, Uhren verkauft und über den Preis in Streit gerät, bis der Mord passiert. Er flieht in den Westen, wird Uhrmacher, dann doch gefasst und kommt durch Ost-West-Zwist der Justiz wieder frei, gerät aber in schlechte Gesellschaft und zieht wieder bei Santa Fu ein. Er träumt von Familie und Freiheit.
Die tragische Geschichte eines verwirkten Lebens ist echt: Horst Krell ist der am längsten Einsitzende der JVA Hamburg-Fuhlsbüttel.

Autor Gerhard Mewes: »Strafgefangene sind Menschen unserer Gesellschaft, die sich verlaufen haben. Sie verdienen eine zweite Chance – die für uns Sicherheit bedeutet, denn ›lebenslänglich‹ ist kein Urteil, das erst mit dem Tod endet.« – Das Buch erschien im Kadera-Verlag, ISBN 978-3-948218-20-1, 230 Seiten, 16 Euro.

Buchinfo:
Gerhard Mewes
Lebenslänglich – Biografie eines Mörders

Kadera-Verlag, 230 Seiten / Softcover, ISBN 978-3-948218-20-1, 16,00 Euro
Der Kadera-Verlag ist ein Imprint der
BEDEY MEDIA GmbH
Hermannstal 119k – 22119 Hamburg
Tel. 040 / 655 99 20

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