Hennef/Trier, 02. September – Schwere Zeiten für Hertha BSC. In der Bundesliga ist man nach drei Niederlagen Tabellenschlusslicht. Und auch in der Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) ist Herthas Auswahl bislang ohne Punktgewinn. Dass der 2. Spieltag in der DBFL eine Verbesserung der betrüblichen Berliner Lage verspricht, kann man auch nicht wirklich sagen. Eher das Gegenteil. Herthas Blindenfußballer müssen am Samstag in Trier gegen Rekordmeister MTV Stuttgart und dessen Rekordtorschützen Alexander Fangmann antreten.
„Na ja, das muss man nicht so hoch hängen“, meint der 36-jährige Stuttgarter Stürmer. In den beiden Spielen zum Saisonauftakt vor rund zwei Wochen erzielte Fangmann sage und schreibe zehn Tore. „Die Spielgemeinschaft Fortuna Düsseldorf/1. FC Düren und der BSV 1958 Wien sind beide Liganeulinge. Gegen Hertha am Samstag wird es schon deutlich schwerer.“
Der 2. Spieltag der DBFL findet am Samstag auf dem Viehmarktplatz am Rande der historischen Altstadt von Trier statt. Bei sommerlichen 25 Grad laut Wetterprognose erwartet man bei der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die zusammen mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband seit dem Jahr 2008 Veranstalterin der Spieltage ist, eine vollbesetzte Tribüne. Der Eintritt zu den Partien ist frei. Für blinde und sehbehinderte Menschen werden die Begegnungen vor Ort durch Spielbeschreiber kommentiert. Neben dem amtierenden Meister aus Stuttgart sind auch der Vorjahreszweite FC St. Pauli und Borussia Dortmund mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Die Hamburger treffen um 11 Uhr auf die BVB-Auswahl.
Bereits in der 14. Saison läuft die in Europa einzigartige Fußball-Liga für blinde und sehbehinderte Menschen. Genauso lange ist Alexander Fangmann schon dabei. Das Toreschießen falle ihm von Jahr zu Jahr leichter, berichtet Fangmann, der als Kind aufgrund einer Netzhautablösung erblindete. „Ich habe ein klares Bild von der Aktion. Ich gehe nicht mehr einfach wild drauf los, sondern habe immer eine gezielte Idee. Und dann ist es auch so, die Tore ähneln sich im Laufe der Jahre.“ Seit Abschluss seines Rhetorikstudiums an der Universität Tübingen ist Alexander Fangmann als Sportmanager für den Württembergischen Landessportbund beruflich tätig. Er gestaltet dort den Bereich Inklusion. Am Wochenende geht er dann selbst auf Torejagd. Das Saisonfinale 2020 gegen den FC St. Pauli entschied der Hüne mit seinen drei Toren im Alleingang.
Zum direkten Duell mit dem FC St. Pauli kommt es aber in Trier noch nicht. Das passiert erst in der 28. Paarung der Saison, dem letzten Ligaspiel in diesem Jahr. Das ist für den 30. Oktober in Bonn angesetzt. „Die Spieltagsgestaltung macht es spannend. Klar hoffe ich, wie vielleicht auch andere, die unsere Liga verfolgen, dass das letzte Saisonspiel zum inoffiziellen Finale wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass beide Teams bis dahin im Gleichschritt marschieren.“ Am Wochenende heißt es für Fangmann und sein Team aber zunächst Punkte sammeln in Trier.
11:00 Uhr Borussia Dortmund – FC St. Pauli
14:00 Uhr SG Fortuna 95 Düsseldorf/1. FC Düren – FC Schalke 04
15:30 Uhr Einlagespiel Prominenten-Auswahl im Blindenfußball
16:30 Uhr MTV Stuttgart – Hertha BSC