„Wir sollten alle Spaß an diesem Hobby haben – und das auch ausstrahlen“

Was machen eigentlich die Schiedsrichter*innen im HFV, wie sind sie organisiert und wie ticken sie? Um Licht ins Dunkel zu bringen, stellen wir hier nach und nach die acht Bezirks-Schiedsrichterausschüsse (BSA) des HFV vor. Der zweite in der Reihe ist der BSA Ost.

Die Vereine des BSA Ost befinden sich – wie der Namen vermuten lässt – im Osten von Hamburg. Nördlich erstrecken sie sich von Billstedt über Barsbüttel, bis in den Osten nach Glinde und Willinghusen, im Westen bis zum Berliner Tor und im Süden bis auf die Veddel. Folgende Vereine gehören derzeit zum BSA Ost:

ASV Hamburg, Barsbütteler SV, Dynamo Hamburg, DzD Hamburg, Elazig Spor, ETSV Hamburg, Hamburg Fatihspor, FC Bingöl 12, TSV Glinde, Hamm United, Horner TV, HT 16, Indian Football, FTSV Lorbeer-Rothenburgsort, MSV Hamburg, Oststeinbeker SV, Preußen Hamburg, SC Europa, SC Hamm 02, Somali Community HH, Sporting Clube, Spvgg Billstedt-Horn, SV St. Georg, Stadtpark Barrio, Africa United SC, Störtebeker SV, TuS Hamburg, SV Vahdet, Vatan Gücü SC, FC Veddel United, SC Vorwärts-Wacker 04, Willinghusener SC

Wie die anderen BSA ist auch die Führung des BSA Ost ein Team aus vier Personen, das aus Obmann Marco Heppner (Horner TV) und drei Beisitzenden Daniel Burmester (TSV Glinde), Jonathan Spindler (TSV Glinde) und Stephi Nehls (Horner TV).

In allen BSA sind die Mitarbeitenden die Vertreter für die jeweils zugehörigen Vereine im Bereich des Schiedsrichterwesens – so auch im BSA Ost. Die Verantwortlichen koordinieren und übernehmen zum Beispiel die Aus- und Weiterbildung der Schiedsrichter, Besetzen die Spiele mit Schiedsrichter*innen oder teilen die Jugendspiele den Vereinen zu. Darüber hinaus sind es auch viele organisatorische Aspekte, welche der BSA Ost als Schnittstelle zwischen dem Verband und den Vereinen übernimmt und mit seinen Vereins-Schiedsrichter-Obleuten umsetzt.
Jonathan Spindler ist seit zwei Jahren als Ansetzer dabei. Im Normalfall – also in Zeiten ohne Corona-Pandemie – ist er für die Ansetzung von Schiedsrichter*innen und -Assistent*innen für 40 bis 50 Partien pro Spieltag zuständig. Hinzukommt die Neuplanung bei verschobenen Spielen und bei Absagen von eigentlich bereits angesetzten Unparteiischen. Der ehemalige VSA-Schiedsrichter Daniel Burmester kümmert sich seit vier Jahren im BSA Ost um die Aus- und Weiterbildung der Schiedsrichter*innen.

 
Die Schiedsrichterausweise, die Statistik und sehr viel im Hintergrund werden von Stephi Nehls betreut. Bereits seit 14 Jahren ist sie mit im Boot, und sorgt dafür, dass der noch immer männlich dominierte Schiedsrichterbereich im BSA Ost seit Langem auch weiblich geprägt ist. „Wir, der BSA Ost, sind zum Beispiel auch mit schuld daran, dass die Schiedsrichterausweis-Verlängerung die vergangenen Jahre innerhalb der BSA vorgenommen werden konnte und nicht zentral über die HFV-Geschäftsstelle erfolgen musste“, erzählt Marco Heppner. Er selbst ist der „alte Hase“ des BSA Ost. Als Obmann obliegt ihm der Bereich der Beobachtungen. Ansonsten kümmert er sich um viele allgemeine Themen im BSA und ist die Verbindung zum Verbands-Schiedsrichterausschuss des HFV (VSA). Seine Vertretung als Obmann ist Stephi Nehls.

Der BSA Ost ist einer der kleinsten BSA im HFV. Zum letzten Saisonwechsel war er rund 300 Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen stark, wobei dabei als Aktive etwa 260 zur Verfügung stehen.

Mit 13 Schiedsrichterinnen ist der Frauen-Anteil dabei recht gering. „Und davon pfeifen die meisten derzeit nur Jugendspiele“, erzählt Marco Heppner. Immerhin: Über einen Schiedsrichterinnen-Neuzugang, aus einem anderen Landesverband freut man sich im BSA Ost. Wenn es wieder los geht, werde sie im Liga-Bereich einsteigen. Dazu hat der BSA drei Beobachterinnen. 
„Gerne würden wir auch mehr weibliche Schiedsrichterinnen in unseren Reihen begrüßen. Leider bleiben viele nicht bei diesem schönen Hobby, sondern entwickeln anderen Prioritäten“, bedauert Marco Heppner, „bei den Jungs ist es ähnlich, da bleiben aber dennoch immer noch einige hängen“.

„Es geht sicherlich immer mehr“ – so beschreibt der BSA Ost seine Anzahl an Schiedsrichter*innen – egal, ob männlich oder weiblich. „Wichtig ist, dass wir alle gemeinsam Spaß an diesem tollen Hobby haben, und das auch ausstrahlen“, erklärt Marco Heppner. So hofft man, auch Dritte in den Bann zu ziehen. Vor allem die Frauen hätten es mit der Pfeife in der Hand aber oft schwer. Von Trainern, Spielern und Funktionären komme oftmals die Akzeptanz zu kurz, wenn eine Schiedsrichterin ein Herren-Spiel oder ein männliche Jugend-Spiel pfeife, bemängelt Marco Heppner. „Es ist dann auch nicht die Aufgabe der Schiedsrichterin dies zu überhören oder abzutun, sondern es muss auch die Fußball-Gemeinschaft endlich verstehen, dass es völlig egal ist, ob da nun ein männlicher Schiedsrichter oder eine weibliche Schiedsrichterin pfeift“, appelliert er, „wie gut das unter Umständen werden kann, haben wir an Bibiana Steinhaus gesehen“.

Das Problem der fehlenden Akzeptanz und von Anfeindungen sieht der BSA Ost allerdings nicht nur im Frauen-Bereich. Denn auch die männlichen Schiedsrichter, besonders der Nachwuchs, sei vermehrt der Verrohung und der Aggressivität der Gesellschaft ausgesetzt. „Niemand lässt sich gern anschnauzen oder beleidigen, von Spieler*innen, Trainer*innen oder auch Eltern, die meinen, es besser zu können oder zu wissen, aber leider oftmals keine Ahnung haben“, bemängelt der Obmann.
Dabei richtet er eine klare Botschaft an alle Beteiligten: „Alle sollten sich wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren: Spieler*innen sollen spielen, Tore erzielen und Siege feiern, Trainer*innen sollen ihre Teams coachen und entwickeln, Eltern und Fans sollen ihre Kinder und Teams aktiv und positiv unterstützen und Schiedsrichter sollen sich auf die Spielleitung konzentrieren. Denn es geht nur zusammen – und alle zusammen sollen wieder Spaß an diesem tollen Sport haben!“

Mit Patrick Ittrich ist der BSA Ost derzeit prominent in der Bundesliga vertreten. Als Torrichter hatte er auch schon internationale Einsätze. „Ihn haben wir damals mit einer Schiedsrichter-Gruppe aus dem BSA zu seinem ersten Bundesliga-Spiel begleitet, worüber er sich sehr gefreut hat“, erzählt Marco Heppner. Seit dieser Saison 2020/21 hat zudem Fabian Porsch den Sprung als spezialisierter Assistent in die 2. Bundesliga geschafft. Außerdem hat der BSA Ost diverse VSA-Schiedsrichter in seinen Reihen, die unter anderem auch als Schiedsrichter-Assistent in der Regionalliga aktiv sind. 

Mit Omar Amarkhel beheimatet der BSA Ost zudem einen DFB-Futsal-Schiedsrichter, der ab der kommenden Saison in der sich neu gründenden Futsal-Bundesliga pfeifen wird. Besonders freut man sich darüber, dass mit Omar Amarkhel und Jonathan Spindler zwei der BSA Ost-Schiedsrichter bereits zwei Länderspiele im Futsal in ihrer Vita haben – bedenkt man die bisher recht kurze Existenz der offiziellen DFB-Futsal-Nationalmannschaft. „Es waren die Spiele 14 und 15“, erinnert sich Marco Heppner, „Omar und Jonathan waren bei diesen Spielen im Tausch als 3. Schiedsrichter und als Zeitnehmer im Einsatz. Das Spiel am 24. September 2018 wurde live auf Sport1 übertragen – für alle Beteiligten ein wirklich tolles Erlebnis“.

Hans-Jürgen Kopka, Uwe Albert, Reinhard Kuhne, Carsten Byernetzki, Udo Horeis – wir sind bei den Ehemaligen angekommen. Marco Heppner erzählt von den Spitzen-Schiedsrichtern des BSA Ost vergangener Zeiten. Als Schiedsrichter oder Assistent waren sie auf Bundesliga- oder internationaler Ebene aktiv. „Von Kollegen wie Udo Horeis mussten wir uns leider vor einiger Zeit für immer verabschieden“, erinnert er sich. Wie die Zeit vergeht…

Wie in so vielen anderen Bereichen stellt die Corona-Pandemie auch für den BSA Ost eine Herausforderung dar, durch die sich einiges verändert. Nach dem Re-Start wieder alle zu motivieren und wieder auf die Plätze zu bringen, sei nicht nur für die Vereine und Trainer*innen eine große Aufgabe, sondern auch für den BSA Ost, meint Obmann Marco Heppner. Etwas besorgt blickt er der Schiedsrichter*innen-Entwicklung entgegen: „Hier sehen wir ein hohes Risiko, dass viele Schiedsrichter*innen nicht auf den Platz zurückkehren werden. Mit einer kurzen Unterbrechung im Sommer befinden wir uns nun bereits seit über einem Jahr im „Trockendock“ – und selbst die verrücktesten Schiedsrichter*innen, die früher vier bis fünf Mal an einem Wochenende auf dem Platz standen, haben gesehen, dass es auch ohne geht… Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, können wir nicht abschätzen, wie sich die zukünftige Situation entwickelt“.

Zum Tagesgeschäft des BSA Ost gehören normalerweise natürlich Lehrgänge und Lehrabende, Veranstaltungen und abendliche Zusammenkünfte. In der Corona-Zeit fallen diese Treffen aus. Stattdessen findet alles digital statt.
Alle zwei Wochen steht normalerweise ein Lehrabend im Vereinsheim des SC Hamm 02 auf dem Programm. „Nun treffen wir uns online in BlueJeans“, berichtet Marco Heppner, „Uns ist es dabei wichtig, dieses Angebot so oft anzubieten, damit, auch wenn mal jemand nicht teilnehmen kann, er oder sie dann nicht wieder vier Wochen warten muss“. Darüber hinaus trifft man sich zu Extra-Lehrgängen mit den Liga-Schiedsrichter*innen, den Nachwuchs-Schiedsrichter*innen und auch mit den Beobachter*innen des BSA Ost.

Zweimal im Jahr öffnet der BSA seine Türen für den motivierten Schiedsrichter*innen-Nachwuchs, wenn in den Herbst- und Frühjahrsferien die Anwärterlehrgänge stattfinden.
Gemeinsames Training der Schiedsrichter*innen steht auch regelmäßig auf dem Plan, um sich fit zu halten – sofern es die Pandemie-Lage erlaubt. Hier kooperiert der BSA Ost mit dem BSA Nord, da es in der Vergangenheit oftmals zu wenige Teilnehmende waren, erklärt Marco Heppner. Dabei haben beide BSA einen Trainer. Für den BSA Ost ist das bereits seit längerer Zeit Bubacar Djalo. „Inzwischen, durch das gemeinsame Training“, erzählt Heppner, „sind nahezu immer eine angenehme Anzahl an Schiedsrichtern beim Training“. Laufübungen, Sprints, Koordination, Joggingrunden und natürlich auch mit Ball am Fuß – das Training gestalten der BSA Ost und BSA Nord abwechslungsreich. „Dabei steht aber natürlich der Spaß im Vordergrund“, ergänzt Heppner. Obmann Marco Heppner begrüßt den Zusammenschluss mit dem BSA Nord: „Die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen sind dichter zusammengerutscht, so dass auch hier eine bessere Vernetzung erfolgt ist“. Natürlich sei die Teilnahme am gemeinsamen Training freiwillig, „es wird jedoch gerade von den jüngeren beziehungsweise den Nachwuchs-Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen gern sehen, wenn sie am Trainingsangebot teilnehmen“, erklärt er.
Seit einem Jahr ist also überwiegend individuelles Fithalten angesagt. „Alleine Laufen war ja hier in Hamburg trotz Ausgangsbeschränkung auch bis 0:00 Uhr erlaubt“, ergänzt Heppner mit einem Augenzwinkern.

… und das gehört auch im BSA Ost dazu. Mit Ehrungsveranstaltungen für Schiedsrichter*innen-Jubiläen startet der BSA normalerweise ins neue Jahr. „Hier kommen immer viele Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen zusammen, vor allem auch die „alt gedienten“, damit man sich in geselliger Runde mal wieder richtig schön austauschen kann“, erzählt Marco Heppner. In 2021 mussten diese Corona-bedingt erst einmal ausfallen. Der BSA Ost hofft aber, sie im Sommer nachholen zu können.

 
Apropos Sommer, nach Saisonende steht im Juni beim BSA Ost ein Abschlussgrillen an – normalerweise. Immer am ersten Freitag im November lädt der BSA außerdem zum Skat- und Knobelabend ein, bei dem um Kasseler, Salami und Grünkohl gezockt und gewürfelt wird. Anlässe für gesellige Runden gibt es also genug – man merkt: die Gemeinschaft macht das Schiedsrichter-Sein aus!

Ein besonderes Highlight für den BSA Ost ist zudem seit Jahren die Teilnahme am Nørhalne Cup in Dänemark. „In den letzten Jahren sind wir immer mit rund 20 Schiedsrichter*innen und Beobachter*innen – Nachwuchs ab 17 Jahre, Liga-Schiedsrichter*innen und jeder der Lust und Zeit hatte – zum Turnier im Norden Dänemarks aufgebrochen“, berichtet Obmann Marco Heppner. Über Christi-Himmelfahrt findet das internationale Jugend-Fußballturnier für Jungs und Mädchen von der U9 bis U17 auf über 70 Spielfeldern jährlich statt. Ein riesiges Erlebnis also nicht nur für die Mannschaften, sondern auch für die Unparteiischen! Alle Schiedsrichter*innen des Turniers, die teilweise aus ganz Europa kommen, wohnen zusammen in einer Schule, erzählt Marco Heppner, und übernachtet werde auf Luftmatratzen in den Klassenräumen.

 
Zum Klassenfahrt-Feeling kommt die internationale Action auf und neben dem Platz: Neben diversen Schiedsrichter*innen aus Hamburg trifft man hier auch auf andere aus ganz Deutschland und anderen Nationen. Die Teams werden oftmals ebenfalls bunt gemischt, so dass es auch mal drei verschiedene Nationalitäten sein können, erzählt er. „Daher ist die Turniersprache Englisch, was auch die persönliche Weiterentwicklung jedes einzelnen Schiedsrichters und jeder einzelnen Schiedsrichterin fördert“, so Heppner. Wie so Vieles konnte das Turnier in 2020 und 2021 nicht stattfinden, aber der BSA blickt positiv in die Zukunft: „Wir hoffen, dass das Corona-Virus im kommenden Jahr soweit unter Kontrolle ist, so dass dieses tolle Turnier in 2022 wieder stattfinden und der BSA Ost dabei sein kann“. 
[Jana Münnig]

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