DFB-Auszeichnungen für George Gyamfi Kwarteng, Martin Bober und Benjamin Dau

Ehrenamt: Herz und Lunge des Fußballs

DFB-Ehrenamtspreisehrung (v. lks.): DFB-Präsident Reinhard Grindel, Benjamin Dau, Martin Bober, Volker Okun, DFB-Vizepräsident Peter Frymuth und DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius - Foto Getty

Zwei Ehrenamtlern aus HFV-Vereinen und einem Spieler wurde am 8.10.2016 eine besondere Ehre zuteil. Martin Bober (SC Victoria) und Benjamin Dau (Niendorfer TSV) wurden als DFB-Club 100-Mitglieder und Preisträgerin des DFB-Ehrenamtspreises ebenso eingeladen, wie George Gyamfi Kwarteng vom HSV Barmbek-Uhlenhorst, der die Fair Play-Medaille in Empfang nehmen konnte.

Wer schreibt, der bleibt. Aber scheinbar nicht sonderlich lange. Der Durchschnittspressewart in einem deutschen Fußballverein widmet drei Stunden pro Monat seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Trainer und Übungsleiter, zumindest die mit einer Lizenz ausgestattet sind, haben es dagegen nicht so gut. Sie kommen auf rund 21 Stunden. Und Vereinsvorsitzende investieren durchschnittlich 26,3 Monatsstunden.

Der Nachmittag vor dem WM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Tschechien in Hamburg gehörte den Menschen, die sich ehrenamtlich für den Fußball einsetzen. Bevor die DFB-Auswahl Abend so ziemlich den feinsten vorstellbaren Fußball vorführte, ging es dem DFB um den Amateurfußball. Um Grundbedingungen des Spiels, das Fairplay und das Ehrenamt – wenn man so will um Herz und Lunge des Fußballs im Weltmeisterland.

Im Curio-Haus im Stadtteil Rotherbaum ehrte man einige der besonders fairen und besonders fleißigen Menschen aus den 25.000 Vereinen. „Der Ehrenamtler darf nicht mehr der Dumme sein, der Ehrenamtler ist der Schlaue“, appellierte DFB-Präsident Reinhard Grindel gleich zu Beginn der neunzigminütigen Ehrungsveranstaltung vor rund 300 geladenen Gästen.

Der Deutsche Fußball-Bund hatte 2013 am Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes mitgewirkt, wodurch etwa die steuerfreie Ehrenamtspauschale von 500 auf 720 Euro pro Jahr stieg. Auch für Übungsleiter machte sich die Reform bezahlt: Sie durften 2400 Euro statt vorher 2100 Euro steuerfrei verdienen. Es war eine lange fällige Aufwertung ehramtlicher Arbeit. Den Trend wendete man damit nicht.

Nach wie vor gehen dem Fußball jährlich netto einige tausend Ehrenamtler verloren. Was ärgerlich für den Fußball ist, kann für das Land nicht gut sein. Denn Fußballvereine in Deutschland stellen laut dem aktuellen Sportentwicklungsbericht der Deutschen Sporthochschule Köln „ein besonders gemeinwohlorientiertes Sportangebot bereit“. Im DSHK-Bericht heißt es erklärend weiter: „Den Fußballvereinen ist es unter einer Vielzahl möglicher Vereinsziele besonders wichtig, eine preiswerte Möglichkeit des Sporttreibens zu bieten, Werte wie Fairplay und Toleranz zu vermitteln sowie Menschen mit Migrationshintergrund das Sporttreiben zu ermöglichen.“ Viel Gutes zum Wohle Aller. Doch dafür braucht es ehrenamtliches Engagement.

„Die Zukunftsfähigkeit des Fußballs“, sagte Reinhard Grindel vor rund 300 geladenen Gästen auf der Bühne des Curio-Hauses, „hängt auch maßgeblich davon ab, ob wir immer wieder neue Leute begeistern könne, sich in ihrem Verein einzubringen. Eine starke Anerkennungskultur ist dafür wichtig.“ So lädt der DFB jährlich besonders verdiente Ehrenamtler in seinen „Club 100“ ein, inklusive dem Besuch eines Länderspiels. Mit der Aktion „Fußballhelden“, einer gemeinsamen Initiative des DFB und des Reiseveranstalters KOMM MIT, wendet man sich gezielt an das junge Ehrenamt. Jeder der 280 Fußballkreise nominiert eine Heldin oder einen Helden, die dann zu einer fünftägigen Bildungsreise nach Spanien eingeladen werden. Auch die Kampagne „Unsere Amateure. Echte Profis“ ist Teil der DFB-Anerkennungskultur.

Dass es mehr als Freikarten, Kurztrips und kluge Kinospots brauchen wird, um den Schwund beim Ehrenamt umzukehren, betonte Grindel auch in Hamburg. Der DFB-Präsident musste bei seinen vielen Besuchen an der Basis für seinen Geschmack viel zu oft hören, dass man am Arbeitsplatz heute lieber nichts aus dem Verein erzählt. „Dabei“, so Grindel, „sollte der Arbeitgeber jede ehrenamtliche Tätigkeit seiner Mitarbeiter eher unterstützen, denn dadurch erlernt man soziale Kompetenz, die dann auch wieder im Beruf wichtig ist.“

In den reinen Fußballvereinen engagierten sich im Jahr 2014 laut DSHK-Bericht 87.100 ehrenamtliche Personen, davon 35.800 auf der Vorstandsebene. Das krasse Missverhältnis zwischen Männern und Frauen lag bei 10-zu-1. 79.500 Positionen wurden von Männern, 7600 Positionen von Frauen bekleidet. In den Fußballabteilungen der Mehrspartenvereine engagierten sich weitere 254.500 Mitglieder ehrenamtlich. Die Kölner Forscher konstatieren: „Daraus resultiert eine monatliche Wertschöpfung von monatlich rund 97,8 Millionen Euro.“

Macht pro Jahr rund 1,2 Milliarden Euro, wobei dabei die Leistungen der freiwilligen Helfer – die Mutter, die Kuchen fürs Sommerfest packt oder die E-Jugend zum Auswärtsspiel fährt – nicht einberechnet sind. Alle addiert, freiwillige Helfer und Personen, die ein Ehrenamt bekleiden, kommt man auf eine Gesamtzahl von 1,7 Millionen Ehrenamtlichen in Fußballvereinen.

Abends im Volksparkstadion demonstrierte die Nationalmannschaft gegen Tschechien ihr nahezu einzigartiges Können. Hacke, Spitze, einszweidrei. Werbung für den Fußball. 2014 waren 38.000 Kinder im Hamburger Fußball-Verband angemeldet, fast zehntausend mehr als noch im Jahr 2007. Wäre doch schön, wenn nächste Woche wieder einige Hamburger Familien die Tochter oder den Sohn im Verein anmelden. Noch schöner, wenn dort auch Trainerinnen oder Trainer bereitstehen.
[th, dfb-de und cb, hfv.de]

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