Aktuelle Regeländerungen – erläutert von VSA-Mitglied Frank Behrmann

Zur neuen Serie 2022/23 gab es keine Regeländerungen, die Einfluss auf unsere alltäglichen Spiele haben.

Jedoch gab es in zwei Rubriken Änderungen zu Auslegungen:

  1. Reduzierung von pers. Strafen bei angewandtem Vorteil nach taktischen Vergehen. Lässt der SR / die SRin Vorteil gelten, reduziert sich die persönliche Strafe. Das betrifft Situationen vor und in dem Strafraum. Nun ist auch eine doppelte Reduzierung möglich
  2. Gerne wird häufiger davon gesprochen, dass eine Ballberührung eines Verteidigers / einer Verteidigerin das Abseits aufhebt.

Das war in der Vergangenheit aber auch nur der Fall, wenn es ein gezielter Pass war oder eine gewollte Aktion (= „bad play“).

Dieses ist nun auch verschärft worden und es wurde wesentlich deutlicher beschrieben.

Anbei die genauen Erklärungen mit Beispielen:

Anwendung bzw. Auslegung – Bereich Pers. Strafen u. Abseits

Reduzierung bei Persönlichen Strafen:

Dies gilt nur für taktische Vergehen wie Notbremse und Verhinderung eines vielversprechenden Angriffs (DOGSO + SPA)!
(„DOGSO“: Denying an obvious goal scoring opportunity = Vereiteln einer klaren Torchance.
„SPA“: Stopping a promising attack = Vereitelung eines aussichtsreichen Angriffs.)

Vergehen, die aufgrund der Schwere des Vergehens (rücksichtlose oder brutale Spielweise) eine Karte erfordern, bleiben davon unbetroffen. Bei taktischen Vergehen reduziert sich jedoch die Persönliche Strafe bei:

a) einer ballorientierten Aktion im Strafraum

b) bei der Anwendung einer sehr schnellen Freistoß-Ausführung

c) bei einem Vorteil. Kommt es jetzt zu einer Doppelung, das heißt, dass zwei der genannten Möglichkeiten zutreffen, dann erfolgt auch eine doppelte Reduzierung.

Beispiel:

Ein Spieler dringt in den Strafraum ein und hat nur noch den Torwart vor sich. Beim Versuch ihn zu umspielen, bringt ihn der Torhüter durch ein ballorientiertes Beinstellen zu Fall.

Damit verhindert der Torhüter eine eindeutige Torchance. Bevor der Schiedsrichter jedoch pfeifen kann und auf Strafstoß entscheidet, springt der Stürmer auf, spielt weiter und erzielt ein Tor.

Entscheidung: Der Schiedsrichter / Die Schiedsrichterin entscheidet auf Vorteil; Tor.

Erklärung: Von der eigentlichen Notbremse bleibt durch die Ballorientierung im eigenen Strafraum nur noch eine Gelbe Karte übrig, die jedoch durch den dann gewährten Vorteil auch reduziert wird.

Somit ist neben dem Anstoß keine weitere Persönliche Strafe durch diese doppelte Reduzierung mehr erforderlich.

Auslegung bei Abseits

Dies betrifft das Spielen des Verteidigers / der Verteidigerin.

Bekanntlich löst ein Spielen der verteidigenden Mannschaft eine strafbare Abseitsstellung auf und der Stürmer / die Stürmerin erzielt ein reguläres Tor.

Bislang sprachen wir von einem Spielen immer dann, wenn es eine bewusste Aktion darstellt. Dabei musste es sich um eine klare Bewegung zum Ball handeln. Diese musste mehr als ein Blocken sein.

Der Fuß durfte nicht nur in die Schussbahn gestellt werden, sondern er musste eindeutig zum bereits gespielten Ball geführt werden. Dies konnte auch auf einen Kopfball zutreffen.

Jetzt wurde dies jedoch mit dem Zusatz „in a controlled manner“, das heißt „in einer kontrollierten Art und Weise“, ergänzt. Was ist darunter zu verstehen?

Kontrolliert bedeutet, der Abwehrspieler /die Abwehrspielerin ist unbedrängt, nicht in einem Zweikampf befindlich und spielt den Ball auch nicht in einer Abwehraktion „in höchster Not“.

Zudem muss beim kontrollierten Spielen eine deutliche Richtungsänderung des Balles erkennbar sein. Ansonsten wäre es nur ein Abfälschen bzw. lediglich ein Berühren des Balles und dies wird nicht als kontrolliertes Spielen bewertet.

Bei dieser Auslegung geht es nur um den Verteidiger / die Verteidigerin, da bei einem Angreifer / einer Angreiferin ja bekanntlich jede Berührung zu einer neuen Abseitsbewertung führt.

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