75 JAHRE HAMBURGER FUSSBALL-VERBAND

Gemeinsam für den Fußball

Am 8. Juli 1947 wurde die Gründung des HFV nach dem 2. Weltkrieg beschlossen. Der HFV hat zusammen mit seinen Vereinen und Nachbarn das 75-jährige Jubiläum am Sonnabend, den 9. Juli 2022, mit einem Tag der offenen Tür begangen. Alle Interessierten waren herzlich eingeladen in der Zeit von 11 – 13 Uhr auf dem Gelände des HFV, Wilsonstraße 74 a-b, 22045 Hamburg-Jenfeld, vorbeizugucken und sich bei Speis und Trank viele Aktivitäten, wie Kinderfußball, Walking Football, Futsal, eFootball anzuschauen und bei Hausführungen, einen Blick in das Innere der HFV-Zentrale zu werfen. 

In den folgenden Kapiteln werfen wir einen kleinen Blick zurück in die Anfänge des Fußballs in Hamburg nach dem 2. Weltkrieg:

Der schwierige Weg zurück zur Normalität

Nach dem Waffenstillstand im Mai 1945 ist Deutschland ein Trümmerfeld. Vieles, was vor dem Krieg war, existiert nicht mehr, lebt nur noch in der Erinnerung fort. Auch etliche Aufzeichnungen und Unterlagen der Vereine und Verbände sind im Krieg verlorengegangen, wenn nicht durch Bombenangriffe und Feuersbrünste, so durch Vernichtung beim Herannahen des Kriegsgegners kurz vor der Kapitulation oder durch Beschlagnahme.
Der Wiederaufbau beginnt, im Bereich des Sports ist das in erster Linie die Leistung der Vereine. Auch die Verantwortlichen im Bereich des Fußballs versuchen, möglichst schnell auf die Beine zu kommen, Kontakte wiederherzustellen, vor allem durch Repräsentativspiele gegen Mannschaften aus anderen Teilen Deutschlands.
Das wird dadurch erschwert, daß die Besatzungsmächte den sportlichen Verkehr zunächst teilweise untersagen, außerdem sind viele Sportplätze zerbombt oder besetzt. Stellvertretend für alle, die sich in dieser Zeit besonders für den Fußball in Hamburg engagiert haben, seien an dieser Stelle drei Männer genannt: Karl Mechlen (HSV), von 1935 bis 1970 fast ohne Unterbrechung Präsident oder Schatzmeister seines Vereins; Wilhelm Koch, unter dessen Führung der FC St. Pauli auf Dauer die zweite Spitzenmannschaft im Hamburger Fußball wird; Walter Baresel (SC Concordia), der über Jahrzehnte in den Spielausschüssen des DFB und des NFV tätig ist.
In der britischen Besatzungszone führt Hamburg als erstes Gebiet einen geregelten Punktspielbetrieb ein. Nachdem der HSV zunächst in einer einfachen Punktrunde Meister der Stadtliga wird, kommt es in der Saison 1946/47 zu einer üblichen Serie mit Hin- und Rückspielen. Den Titel holt sich der FC St. Pauli.
Auch die Vereine der Kreise Lüneburg und Stade sowie des Landkreises Harburg nehmen am Spielbetrieb teil, Verkehrsschwierigkeiten verhindern ihr Mitwirken an den Spielen in Hannover. Die Gäste werden Mitglied im Hamburger Verband für Leibesübungen (HVL, später Hamburger Sport-Bund; gegründet im August 1945) und bald darauf auch des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV).

Die erste Vertreterversammlung der Mitglieder der Sparte Fußball im HVL findet am Dienstag, dem 29. Januar 1946, im Haus der Handelskammer am Holstenwall statt. Mitgliedern aus 82 Vereinen wird die erste Spartenordnung vorgelegt. Zu einem gewichtigen Tagesordnungspunkt wird die Diskussion um den Sportgruß.
Der SC Lorbeer geht mit dem Vorschlag ‚Frei Sport‘ ins Rennen, der SC Victoria koaliert mit dem HSV und wirbt mit ihm gemeinsam für ‚Hipp-Hipp-Hurra‘, der Walddörfer SV hält die Formulierung ‚Gut Sport‘ für geeignet. Man möchte, daß auf allen Sportplätzen der gleiche Sportgruß verwendet wird. Letztlich wird die Entscheidung dem Vorstand zugeschoben und eine Zwischenlösung bis zu dessen Votum beschlossen. Danach soll der Schiedsrichter die Mannschaften nach Spielschluß zur Mittellinie rufen, das Ergebnis verkünden und mit den Spielführern einen ‚freundschaftlichen Händedruck‘ wechseln.
Ein dreiviertel Jahr später kommt es im Zimmer 74 des Gewerbehauses am Holstenwall zu einer Außerordentlichen Vertreterversammlung der Sparte Fußball.
Die ist in weiten Teilen bereits jetzt selbständig. An diesem 12. Oktober 1946 soll nun ein eigener Fachverband ins Leben gerufen werden. Eine Bedingung dabei: Alle Vereine müssen sich prüfen und entnazifizieren lassen. 58 Vereine haben Delegierte entsandt, die über 526 Stimmen verfügen. 330 Stimmen werden für die Gründung des neuen Verbandes abgegeben, 191mal wird dies abgelehnt, 5 Enthaltungen sind zu verzeichnen.
Am 1. Februar 1947 geht der HFV aus der Sparte Fußball im HVL hervor, am 8. Juli des Jahres wird die Gründung des ‚Hamburger Fußball-Verbandes im H.S.B. e.V.‘ beschlossen und vollzogen. Die erste Eintragung in das Vereinsregister erfolgt unter der Aktennummer 3953 am 1. November 1947. Vier Jahre später erfolgt die Namensänderung in ‚Hamburger Fußball-Verband e.V. Hansestadt Hamburg‘.

Das Gründungsprotokoll vom 8. Juli 1947

Zum ersten Verbandsvorsitzenden des HFV wird Heino Gerstenberg (Hamburger SV, Hamburger Lehrer-Turnverein) gewählt, der auch schon vor dem offiziellen Gründungsakt als Vorsitzender der einzelnen Sparten und Verbände des Fußballs tätig war. Ludwig Wirrer (VfL 93) fungiert als 2. Vorsitzender, Dr. Alfred Heynen (Eimsbütteler TV), der später den Vorsitz im DFB-Sportgericht innehaben wird, Otto Hacke (SV St. Georg) und Friedrich Eckelmann (Borussia Harburg) sind die Beisitzer im Vorstand. Die erste Satzung des HFV ist von diesen fünf Männern sowie von Martin Stock (Altonaer SVgg.) und Werner Hamm (SC Victoria) unterschrieben.

Heino Gerstenberg, HFV-Vorsitzender 1947-1962
Ludwig Wirrer, HFV 2. Vorsitzender 1947-1973
Otto Hacke – HFV-Vorstand Beisitzer 1947-48 – Vors. Spielausschuss 1951-1981 – Beisitzer Spielausschuss 1948-1950

Dem Sport wird in der Zeit nach der Nazi-Herrschaft große gesellschaftliche Bedeutung zugeschrieben. In einem Bericht des HFV-Vorstandes vom April 1947 heißt es:

„Es ist … eine Erfahrungstatsache, daß die Gesellschaft in ihren verschiedenen Formen für ihre Entwicklung und ihren geordneten Nutzen aus dem sportlichen Treiben ihrer Mitglieder ziehen kann und auch da gezogen hat, wo ihre sportliche Entwicklung schon lange genug gedauert hat und geistig vertieft worden ist. So kommt es, daß von dieser Instanz aus dem Sport Aufgaben gestellt werden. Hier soll nun von der politischen Aufgabe die Rede sein, deren Bedeutung für die Demokratie … nicht hoch genug geschätzt werden kann.
Ein guter Kenner der englischen Demokratie ist der Meinung, … daß der Wettbewerb im Spiel außerordentliche Folgen für die politische Schulung der Angelsachsen gehabt hat. Die Übernahme der im Sport angewandten Spielregeln zu gemeinsamem Handeln auf das Gebiet der inneren Politik ist für die weitaus größere Mehrheit eine Selbstverständlichkeit. Welcher wahrer Verfechter der Demokratie, der weiß, daß die demokratische Staatsform die conditio sine qua non, die unabläßliche Voraussetzung für eine allmähliche Wiedergesundung des deutschen Volkes ist, müßte angesichts dieser politischen Aufgaben des Sports nicht aufrichtig darum besorgt sein, die Einheit im Sport zu schaffen und zu erhalten?“

(Text aus dem Buch „100 Jahre Fußball in Hamburg“ aus dem Jahr 1994)

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