Nachwuchslehrgang in Berlin

Am Samstag, den 23.03., kam ich gegen 14 Uhr am S-Bahnhof Berlin-Wannsee an und wurde sofort von Sinan, einem Leitungsmitglied, empfangen und zusammen mit drei anderen zum LLZ, dem Landesleistungszentrum des BFV in Berlin-Wannsee, gefahren, wo wir zunächst etwas Essen konnten, während wir auf die noch fehlenden der insgesamt ca. 40 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz warteten.

Um 16:00 Uhr startete der Lehrgang zunächst mit einer klassischen Vorstellungsrunde, bei der neben Name, Alter, Landesverband und Spielklasse auch traditionell die Schuhgröße verraten wurde. Auffällig war die gute Stimmung, die durch den Lehrgangsleiter Rasmus Jessen mit dem ein oder anderen lockeren Spruch erzeugt wurde und wodurch auch die letzte Aufregung in Vorfreude gewandelt wurde.
Noch am gleichen Abend bekamen wir Besuch von Dipl. Sportwissenschaftler Vincent Rödel, dem Mentalcoach des FC Energie Cottbus. Thema seines Besuches war „Der erste Eindruck“, also wie wir als Person von anderen Menschen wahrgenommen werden und wie wir auf diese wirken. Zu guter Letzt wurde der Tag mit einem Hallenturnier abgerundet.

Am Sonntag begann der Tag um 6:30 Uhr erst einmal mit dem von Sinan geleiteten Frühsport und einem unmittelbar darauffolgenden Regeltest, der unter künstlich erzeugtem Stress absolviert wurde. Nach dem Frühstück folgten um 9:00 der Jahresregeltest und dessen Auswertung, wofür uns ein Lehrstabsmitglied besuchte. Noch vor dem Mittagessen ging es dann mit Sinan auf den Fußballplatz zum Laufstil-Training, was sowohl anstrengend, als auch spaßig war. Das Highlight des Tages war für mich die praxisbezogene Abseitsschulung, welche unter der Leitung von Philipp Kutscher stattfand. Nach dem Abendessen folgte dann ein spannender Vortrag von dem aus der Schweiz angereisten Michael Lüthi.

Auch am Montag hieß es am frühen Morgen wieder „Guten Morgen, Berlin!“. Nach dem Frühsport, der diesmal in der Halle stattfand, bekamen wir erneuten Besuch, diesmal von Uwe Lehmann, einem Trainer einer Berliner Oberliga-Mannschaft. Diesen Vortrag fand ich besonders spannend, da wir hier die Eindrücke, die ein Schiedsrichter bei bestimmtem Verhalten hinterlässt, aus erster Hand erzählt bekamen. Um 15 Uhr ging es dann zunächst zur Verhaltensschulung, bei der Spielszenen mit anschließenden Rudelbildungen rekonstruiert und das Verhalten des Schiedsrichters gefilmt wurde. Die anschließende Analyse war sehr spannend. Darauffolgend ging es zur sog. progressiven Muskelentspannung unter der Leitung von Jens May, bevor uns der Österreicher Ernst Weiss ein Lehrvideo aus seinem Landesverband vorstellte.

Das absolute Highlight des Tages war aber der Besuch des deutschen FIFA-Schiedsrichters Felix Zwayer, der uns etwas über seinen Werdegang und Fakten zu seiner Schiedsrichterlaufbahn erzählte, bevor wir ihm Fragen stellen konnten.

Der Dienstag war meiner Meinung nach der beste Tag des Lehrgangs. Um 9:00 Uhr absolvierten wir den FIFA-Test, bei dem über 4km bzw. optional 4,8km im Intervall 150m in 30 Sekunden und 50m in 35 Sekunden gelaufen werden müssen. Obwohl einige schon früh ausschieden, schaffte der Großteil die 4,8km über zwölf Runden. Um 14 Uhr ging es zum Hotel „Intercontinental“, indem sich der Schiedsrichter des Länderspiels Deutschland – Brasilien, Jonas Eriksson aufhielt. Dieser hatte sich mit seinem Team bereiterklärt, sich nur wenige Stunden vor Anpfiff im Olympiastadion mit uns in seinem Hotel zu treffen, was ein sehr besonderer Moment für alle war.
Um 20:45 Uhr sahen wir Jonas Eriksson wieder, diesmal war er aber auf dem Feld und wir auf den Zuschauerrängen. Es folgte ein eher dürftiges Fußballspiel, jedoch mit einer guten Leistung des Schiedsrichtergespanns.

Mittwoch war Kulturtag. Zunächst erkundeten wir einige Stunden mit den Berlinern des Junioren-Leistungskaders (JLK) unsere Hauptstadt, bevor wir dann um 17:30 Uhr zum Theater des Westens fuhren und das Musical „Ghost“ schauten. Jeder einzelne der Gruppe war begeistert von der super Inszenierung und den tollen Effekten, die fast schon Zaubertricks ähnelten.

Am Donnerstag genossen wir doppelten Prominentenbesuch, da uns zum einen Lasse Koslowski ein Videoszenenquiz mitbrachte und der FIFA-Assistent Jan Seidel, der bei Daniel Siebert assistiert, uns ein wenig etwas über den Schiedsrichterassistenten beibrachte. Hierfür zeigte er uns verschiedene Videoszenen, bei denen wir dann entscheiden mussten, ob der Assistent eingreifen sollte. Nach diesem spannenden Tag ließen wir den letzten richtigen Lehrgangstag noch ein wenig ausklingen.

Der letzte Tag war, obwohl nur wenig auf dem Programm stand, ein sehr spannender, denn hier wurden die Lehrgangsergebnisse zusammengetragen vorgestellt und die „Top 5“ des Lehrgangs bestimmt (Spoiler: Ich wurde fünfter). Denn als ich schon Angst bekam vergessen worden zu sein, da ich nach über einer Stunde noch nicht genannt wurde, stellte Rasmus Jessen die fünf Lehrgangsbesten vor, wobei neben den Ergebnissen der ganzen Tests wie Jahresregeltest, Konformitätstest und Abseitsschulung, auch Stichpunkte wie Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz, etc. beachtet wurden.
Insgesamt war dies eines der größten, wenn nicht das größte Highlight meiner bisher doch sehr kurzen Schiedsrichterlaufbahn, weshalb ich mich auch hier noch einmal herzlich für das Engagement bei der Lehrgangsleitung, besonders Rasmus und Jens, aber auch bei den Sprechern des JLK und den ganzen Referenten bedanken möchte.

Gerhard Alexander Ludolph
(Hamburger Fußball-Verband, Hoisbütteler SV)

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