Altona und Dassendorf eröffneten die Saison der Oberliga Hamburg

Interviewrunde vor der Saisoneröffnung (v. lks.): Werner Erb, Dirk Barthel, Carsten Byernetzki und Carl-Edgar Jarchow

Berkan Algan brachte es auf den Punkt: „Am Ende wird keiner so richtig traurig, aber auch keiner so richtig glücklich sein.“ Grund für die zwiespältige Äußerung des Altona-Coaches: vor 1613 Zuschauern auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn sollte es im Eröffnungsspiel der Oberliga Hamburg Saison 2016/17 zwischen dem AFC und „Triple-Meister“ TuS Dassendorf keinen sportlichen Sieger geben. Nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten trennten sich der Regionalliga-Anwärter und der amtierende „Champion“ schiedlich-friedlich 2:2-Unentschieden!

Vor der Partie gab es eine kleine Interviewrunde, in der HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki die Altonaer Spieler-Legende Werner Erb, den AFC-Präsidenten Dirk Barthel und den HFV-Vizepräsidenten Carl-Edgar Jarchow befragte. Immer noch höchst amüsant, wie der mittlerweile 84-jährige Erb erklärt, warum es für ihn keinen Einsatz unter Sepp Herberger in der Nationalmannschaft gegeben hat…. Dirk Barthel begrüßte die große Fan-Schar und HFV-Vize Carl Jarchow war es vorbehalten, in Abwesenheit von HFV-Präsident Dirk Fischer, der beim Empfang für 100 Jahre SC Schwarzenbek eine Grußrede hielt, die Saison 2016/17 der Oberliga Hamburg offiziell zu eröffnen. Nach dem symbolischen Anstoß von Erb und Jarchow konnte es unter der Leitung des souveränen Schiedsrichters Murat Yilmaz losgehen.

Während bei Altona mit Jakob Sachs, Chris Pfeifer und Nick Brisevac lediglich drei Mann aus der Vorsaison in der Startelf standen, musste Algan bereits vor dem Anpfiff den ersten Nackenschlag hinnehmen: denn Rückkehrer Dennis Thiessen musste aufgrund „akuter Magenprobleme“, wie Algan hinterher erklärte, kurzfristig passen. Für ihn rückte Innenverteidiger Abdullah Yilmaz ins erste Glied. „Wir mussten etwas umstellen, was nicht so leicht ist, da ‚Thiessi‘ eine wichtige Rolle in unserem System spielt und ich mich richtig gestreckt habe, dass er zurückkommt“, so Algan. Die Personalsituation beim Martens/Hoffmann-Ensemble hatte es allerdings noch viel mehr in sich: „Abwehrrecke“ Seyhmus Atug musste krankheitsbedingt passen. Zudem fehlten „Urlauber“ Rinik Carolus und „Mittelfeld-Motor“ Henrik Dettmann.

Beide Mannschaften begannen dementsprechend vorsichtig – wobei Dassendorf schneller seinen Rhythmus fand und das Kommando übernahm. Tarik Cosgun vergab die Führung aus 17 Metern nur knapp (11.). Der AFC tat sich sehr schwer – profitierte dann aber von einem kapitalen Aussetzer Amando Austs. Der TuS-„Sechser“ lieferte mit einer völlig missratenen Kopfballrückgabe Marco Schultz den Ball auf dem Silbertablett. Dieser hatte nur noch Frederic Böse vor sich und schob eiskalt ins kurze Eck ein – 1:0 (29.)! Ausgerechnet Schultz, wird sich der eine oder andere Dassendorfer gedacht haben. Denn der Angreifer, der von Eintracht Norderstedt an die AJK wechselte, stand eigentlich schon beim Meister im Wort und wurde als Neuzugang vermeldet, ehe der 24-Jährige den Wechsel platzen ließ. Nach dem glücklichen Torerfolg verloren beide Teams ein wenig Faden – wobei Altona diesen bis dato eigentlich noch nicht einmal aufnahm. „Wir haben die erste Halbzeit klar dominiert, hatten die absolute Kontrolle“, befand Peter Martens.

Der zweite Durchgang sollte indes ein komplett anderes Bild abgeben. Nun zeigten sowohl der AFC als auch die TuS, warum sie als die Top-Titelanwärter gehandelt werden. Allerdings sorgten auch immer wieder grobe Aussetzer in den jeweiligen Hintermannschaften für Chancen und schließlich auch für weitere Tore. Besonders kurios mutete das 1:1 direkt nach Wiederanpfiff an: Sven Möller führte einen Eckstoß kurz auf Finn Thomas aus, der rechts am Sechzehnereck einen Gegenspieler auf spielende Art und Weise austanzte und mit einem „Schüsschen“, das Jan Novotny leicht abfälschte, auch Tobias Grubba nicht gut aussehen ließ – 1:1 (50.)! Nun ging es munter hin und her. Möller scheiterte nach Thomas‘ „Hacken-Klärungsaktion“ und Cosguns Zuspiel an Grubbas Fußabwehr (56.) – auf der anderen Seite musste Sascha Steinfeldt die Kugel nach einem Tohuwabohu von der Linie köpfen (59.).
Nachdem Pascal Nägele das 2:1 für die „Wendelwegler“ nur um Haaresbreite verpasste (68.), folgte ein traumhafter Spielzug im direkten Gegenangriff zur abermaligen AFC-Führung: Der erst wenige Sekunden im Spiel befindliche Pablo Kunter legte einen Sprint auf dem rechten Flügel hin und spielte einen doppelten Doppelpass mit Nick Brisevac, der das Leder per Hacke auf Kunter weiterleitete. Dessen Hereingabe von der Grundlinie nahm Erstgenannter direkt ab und schweißte mit voller Überzeugung ins linke Toreck ein – 2:1 (69.)! So groß die Freude auch war – so kurz hatte sie bestand. Der nächste haarsträubende Fehler, diesmal von Routinier Jakob Sachs, ermöglichte dem in die Partie gekommenen Kris Kurczynski viel Freiheiten. Auch Yilmaz wurde ins Leere geschickt, ehe der Offensivakteur uneigennützig quer legte und Marcel von Walsleben-Schied das 2:2 auf dem Silbertablett servierte (70.)! Und der ehemalige Bundesliga-Profi von Hansa Rostock war es dann auch, der die letzte Großchance der Begegnung nicht nutzen konnte, als Warmbier einen Nägele-Einwurf von links per Kopf verlängerte – doch von Walsleben-Schied am zweiten Pfosten etwas in Rücklage geriet und aus kürzester Entfernung den Siegtreffer verpasste (78.). „Wir haben nach zweimaligem Rückstand große Moral bewiesen. Mit dem Auftritt bin ich absolut zufrieden, mit dem Ergebnis nicht so ganz“, hielt es Martens wie sein Gegenüber. Dieser bilanzierte: „Es war für uns eine große Herausforderung gegen einen guten Gegner. Mit ein bisschen Glück gewinnt man das Spiel, aber alles in allem geht das Ergebnis in Ordnung.“
DK/CB

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